Wolff im Schafspelz

Duisburger Filmwoche: Der Film „Hat Wolff von Amerongen Konkursdelikte begangen“ erhielt zwei Preise

Die deutsche Wirtschaft ist korrupt. Das haben wir eigentlich schon immer gewusst, konnten es nur nie so recht beweisen, da die Zusammenhänge eben sehr kompliziert sind. In seinem Film „Hat Wolf von Amerongen Konkursdelikte begangen“ widmet sich Dokumentarfilmer Gerhard Friedl dem Thema und erhielt dafür am Samstag zum Abschluss der 28. Duisburger Filmwoche gleich zwei Preise.

Mit dem Goethe- und dem ARTE-Preis wurde das Werk ausgezeichnet, das in experimenteller Form ein Stück bundesrepublikanischer Wirtschaftsgeschichte erzählt. Um von Amerongen geht es dabei nur am Rande. Flick, Strauß, Krupp, Oetker, Thyssen spielen ebenso eine Rolle in diesem Streifen, der zu unspektakulären Bildern nicht nur berichtet, wie man in und zwischen den Chefetagen mauschelte, sondern vor allem, wie komplex und verworren tatsächlich die Zusammenhänge sind. Eine Geschichtsstunde, die eher an Michael Moore denn an Guido Knopp erinnert.

Mit dem 3Sat-Preis hat die Jury den Kurzfilm „Wilhelm der Schäfer“ prämiert – die traurige Geschichte eines ehemaligen DDR-Schäfers und seiner Herde. Unsentimental erzählt Josie Rücker, wie Wilhelm und andere Schäfer nach der Wende in die Selbständigkeit aufbrachen, investierten, sich engagierten und dann doch scheiterten. Es gibt eben ein Überangebot an Schafen auf dem EU-Markt.

Den Förderpreis der Stadt Duisburg bekam der Schweizer Peter Liechti für „Hans im Glück“, eine Art Roadmovie zu Fuß. Da macht sich der Filmemacher von Zürich auf den Weg nach St. Gallen, um so von seiner Nikotinsucht loszukommen. In schlichten Bildern, die er mit seiner kleinen Digicam gedreht hat, erzählt er von Begegnungen und Erlebnissen. Erlebtes vermengt sich in diesem sehr poetischen Film mit Erinnertem, der Blick verschwimmt zu einem Vexierbild, in dem Vertrautes fremd wird und Fremdes vertraut. Mit knapp 5.000 Zuschauern hat die Filmwoche – das wichtigste deutschsprachige Dokumentarfilmfestival fast wieder so viele Cineasten angezogen wie im vergangenen Jahr. HOLGER ELFES