Einmal New York und zurück

Wilhelmsburger SchülerInnen gastieren mit „Land in Sicht“ auf Ellis Island. Es erzählt von Menschen, die von der Veddel nach Amerika emigrierten

Einmal New York – Hin- und Rückflug. Im Gegensatz zu den Auswanderern, die vor rund 100 Jahren von der Veddel ihre Reise nach Amerika antraten, werden die zwölf Wilhelmsburger SchülerInnen, die jetzt auf Tournee gehen, wieder zurückkommen nach Hamburg.

Im Gepäck hat die Theatergruppe ihr Stück Land in Sicht. Unter der Regie von Christiane Richers begeben sich die SchülerInnen des Gymnasiums Kirchdorf-Wilhelmsburg darin auf die Spuren der Menschen, die Europa seit dem 19. Jahrhundert über die Auswandererstadt auf der Veddel verließen.

Die Spuren führen in verschiedene Richtungen. Zum einen ist die Hamburger Spielstätte selbst ein historischer Ort: Es handelt sich um eine der letzten Hallen der ehemaligen Auswandererstadt Veddel. Zum anderen geleiten Spuren der Auswanderer durch das Stück und zu den Darstellern: Land in Sicht handelt davon, dass Schüler die alte Halle entdecken und mit ihr Dokumente, die vom Schicksal einiger Auswanderer zeugen. Auch in die Gegenwart führen die Spuren, haben doch die meisten DarstellerInnen selbst einen Migrationshintergrund.

Ende August hat die Theatergruppe mit Land in Sicht in Hamburg Premiere gefeiert. „Dies ist ein einmaliges Projekt, weil die Schule und die Geschichtswerkstatt zusammenarbeiten“, betont Bruno Hoenig, der am Gymnasium Darstellendes Spiel unterrichtet. Im Juli 2003 habe er die Regisseurin Christiane Richers kennengelernt, die schon zusammen mit Margret Markert, der Koordinatorin der Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg, an dem Stück arbeitete. Dann ging alles ganz schnell: An der Schule wurde eine AG gegründet, an der zwölf SchülerInnen teilnahmen. Regelmäßig geprobt hat die Gruppe dann ab April. Und die bisherigen Vorstellungen in Hamburg waren ausverkauft.

Doch was hat die Auswanderer im „Gelobten Land“ erwartet? Die letzte zu ergründende Spur führt die DarstellerInnen zur New Yorker Insel Ellis Island. Allein zwischen 1892 und 1954 kamen dort rund zwölf Millionen Einwanderer aus aller Welt an – auch aus Hamburg. Die SchülerInnen werden auf deren Spuren wandeln. Am 21. November spielen sie ihr Stück im Ellis Island Immigration Museum.

Bei der letzten Probe vor der Reise sind alle etwas aufgedreht. „Es gibt aber noch viel zu tun“, mahnt Richers. Besonders an der Aussprache müsse noch gefeilt werden, denn der Text wurde für das Gastspiel ins Englische übersetzt. Vielleicht sind alle etwas aufgeregt, weil sie auf die Dunkelheit warten. Rund zwei Drittel der Schauspieler sind islamischen Glaubens. Und zurzeit ist Ramadan, sodass nur am Abend gegessen werden darf.

Es ist ein großes Abenteuer, in einer fremden Sprache zu spielen. Aber „aufgeregt sind wir noch nicht“, meinen die 19-jährigen Jungschauspieler Abdulkadir und Nils. „Die Stimmung in der Gruppe ist gut“, freut sich Markert. Was soll, wenn die Einreise trotz erhöhter Sicherheitsbestimmungen der USA klappt, denn da noch schief gehen?Jennifer Neufend

So, 21. 11., 14 Uhr, Ellis Island Immigration Museum, New York