Milchbauern wieder auf den Barrikaden

Landwirte und Agrarpolitiker fordern neuen Milchgipfel im Kanzleramt. Milcherzeuger demonstrieren vor Molkereien

BERLIN dpa ■ Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) soll die Probleme der Milchbauern zur Chefsache machen. Nach Gerd Sonnleitner, Präsident des deutschen Bauernverbandes, hat nun auch der bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) einen Milchgipfel im Kanzleramt gefordert. Angesichts der sinkenden Milchpreise sei es „nicht zumutbar, dass die Bauern unter den Produktionskosten wirtschaften“, sagte Brunner am Donnerstag im Bayerischen Rundfunk.

Die Bundeskanzlerin müsse dafür eintreten, dass auch die Molkereien und Discounter zu ihren Zusagen stehen und alles tun, um gerechte und faire Preise zu ermöglichen. Der stellvertretende Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, Adalbert Kienle, forderte Liquiditätshilfen, damit die Landwirte „über die Runden kommen“.

Doch statt Angela Merkel kündigte gestern die CSU-Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner eine Lebensmittel-Spitzenrunde für den 28. April an. „Wir wollen erreichen, dass die Wettbewerbsfähigkeit und die Wertschöpfung in der Lebensmittelkette verbessert wird“, sagte sie der Rheinischen Post. Sie plant aber keinen echten Milchgipfel. Es soll auch um Fleisch und Getreide gehen.

Die Milchbauern wollten am späten Donnerstagabend bundesweit vor Molkereien demonstrieren. „Die Milcherzeuger wollen die Molkereien noch einmal zur Zusammenarbeit bei der Umsetzung notwendiger Maßnahmen auffordern“, sagte Kirsten Wosnitza vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) vor den Demonstrationen. Schon am Mittwoch hatten im schleswig-holsteinischen Neumünster 1.800 Bauern für höhere Milchpreise demonstriert. Im Norden zahlen die Molkereien derzeit im Schnitt zwischen 18 und 23 Cent pro Liter Milch, für eine Kostendeckung wären 35 bis 40 Cent nötig.