Mehr Bad für das gleiche Geld

Erfolg für Bürgerbeteiligung: Stadionbad-Arbeitsgruppe präsentiert Kompromiss-vorschlag: Alles könnte besser werden, obwohl nicht teurer als geplant

Bremen taz ■ Viertel-Bürgermeister Robert Bücking ist begeistert: Vor einem Jahr noch schien kaum vorstellbar, dass die Interessengegensätze von Sportschwimmern und anderen Nutzern des Stadionbades sich in einem Kompromiss ausgleichen könnten. Kaum vorstellbar, dass es für die ursprünglich angesetzte Investitionssumme von 2,5 Millionen Euro viel mehr Freibadqualität geben könnte. Jetzt hat, mit tatkräftiger Unterstützung einer breiten Öffentlichkeit, eine Arbeitsgruppe einen konsensfähigen Vorschlag fertig gestellt – und offenbar das Unvorstellbare geschafft.

Ursprünglich sollten für 2,5 Millionen Euro das undichte Becken mit einer Edelstahlwanne ausgekleidet und das Nichtschwimmer-Becken halbiert werden, um Wasserkosten zu sparen – geradezu phantasielos, setzt man das neue Ergebnis der Arbeitsgruppe dagegen: Die hält etwa eine kostengünstige Spezialfolie für besser geeignet, um das Becken abzudichten. Die immensen Wasserkosten – bisher an die 90.000 Euro im Jahr – sollen nach ihrem Vorschlag nicht durch die Verkleinerung des Bades, sondern durch die Nutzung von Grundwasser gesenkt werden. Und ein Kletter- und Springturm, ein Wasserspielplatz und ein Beachball-Feld sollen das Bad insgesamt attraktiver machen. Ein Café könnte hinzukommen, das nach außen Spaziergänger und nach innen die Badegäste bedient, ein Saunabereich, alles Optionen für private Investoren. Bücking könnte sich auch vorstellen, die Wiesen außerhalb der Saison zu nutzen, indem dort etwa ein offenes Zelt aufgebaut würde – für Tai Chi gäbe es da viel Ruhe, sagt er, und warum nicht „Shakespeare im Bad“?

Um einen 2.000 Quadratmeter großen Grünzug wird das Stadionbad gleichzeitig erweitert – der dient dem Sichtschutz zum Weserdeich hin und der Drainage des Grundwassers. Bisher wird Wasser aus dem Harz in die Schwimmbecken gepumpt und teuer in die Kanalisation entsorgt. Aber das Grundwasser 150 Meter vom Weser-Flussbett entfernt ist, durch Sand gereinigt, sauberer als das im Fluss. Nur Eisen und Mangan muss reduziert werden, dann ist es „so eine Art Mineralwasser“, schwärmt Robert Bücking. Es soll an dem Sichtschutz-Damm durch einen speziellen Kies herunterfließen, dadurch weiter gereinigt werden und sich durch Sonneneinstrahlung erwärmen – eine neue Technik, die in den letzten Jahren erst entwickelt wurde. Samt Solaranlage auf dem Hallenbaddach soll das Bad unter dem Strich zwei Drittel der Wasserkosten und 60 Prozent der Heizenergiekosten sparen.

Nur die Leistungsschwimmer, die wollten das biologisch gereinigte Wasser nicht. Das Wettkampfbad wird also abgetrennt. „Klar wie ein Bergsee“ sei das biologisch gereinigte Wasser zwar, sagte Bücking, es bleiben aber Schwebteilchen. Die werden vom Chlor zersetzt, Wettkampfschwimmer brauchen ganz klare Sicht, sagt die Vertreterin der Schwimmer bei der Moderation, Anka Sander. Im Ergebnis findet sie den Kompromiss „toll“, chlorempfindliche Schwimmer könnten sogar auch in dem Biobecken schwimmen.

Die Moderation unter der Leitung von Guus van der Upwich hat so gut geklappt, dass SPD-Beiratssprecher Reinhard Werner keine Sorge vor Querschlägen in der weiteren politischen Diskussion hat. Für Ortsamtsleiter Bücking ist das Verfahren auch in puncto Bürgerbeteiligung beispielhaft. Der Vorschlag soll am 18. November auf einer Bürgerversammlung vorgestellt und am 15.12. in der Sportdeputation beschlossen werden. kawe

En detail: www.stadionbad.bremen.de