falludscha
: Zum Frieden braucht es mehr

Die USA haben in der irakischen Stadt Falludscha einen militärischen Sieg errungen, auch wenn es gestern noch Widerstandsnester in der einstigen Rebellenhochburg gab. Dieser Sieg ist nicht überraschend. Doch es geht nicht nur um die Vertreibung von Aufständischen, die Stärkung der Legitimität der Übergangsregierung und die Ermöglichung von Wahlen in einer irakischen Stadt. Es geht darum, welche Auswirkungen der militärische Sieg auf die politische Landschaft im Irak haben wird.

KOMMENTAR VON BEATE SEEL

Zunächst einmal ist nicht bekannt, wie viele zivile Opfer die US-geführte Offensive gefordert hat und wie groß das Ausmaß der Zerstörungen ist. Die Bewohner der Stadt, die geflohen sind, werden in ihrer Mehrheit sicher froh sein, dass das Regime der Aufständischen beendet ist. Über zerstörte Häuser werden sie jedoch nicht begeistert sein. Bilder von Toten, Verletzten und Ruinen in arabischen Medien sind nicht dazu angetan, das angeschlagene Image der Vereinigten Staaten im Irak zu verbessern.

Hinzu kommt, dass der jordanische Terrorist Abu Musab al-Sarkawi durchs Netz geschlüpft ist – falls er sich überhaupt in Falludscha aufgehalten hat. Eine Festnahme Sarkawis, dessen Gruppe auch zahlreiche Iraker auf dem Gewissen hat, wäre eine gute Nachricht gewesen. Jetzt ist zu befürchten, dass Sarkawi und seine Mitstreiter ihren tödlichen Kampf anderswo fortsetzen. Die Zunahme von Anschlägen und gewaltsamen Auseinandersetzungen in anderen irakischen Städten parallel zur Falludscha-Offensive ist leider bezeichnend. Der militärische Sieg der USA in Falludscha allein wird das Problem des bewaffneten Kampfes nicht lösen.

Aus Sicht der USA und der irakischen Regierung war die Offensive nur ein letztes Mittel, nachdem Verhandlungen gescheitert sind. Doch nicht nur terroristische Gruppen, auch Teile der Bevölkerung, vor allem unter den Sunniten, sind derzeit nicht willens, sich in den politischen Prozess einzubringen – oder bleiben ihm aus Angst fern. Nötig ist eine politisch-diplomatische Initiative, die auch die Nachbarstaaten Iraks miteinbezieht. Solange Iran und Syrien befürchten müssen, als nächste auf der US-Liste für Regimewechsel in der Region zu stehen, werden sie den USA im Irak keinen Erfolg wünschen. Auch der ungelöste israelisch-palästinensische Konflikt heizt die heiligen Krieger weiter an. Ein Leben in Sicherheit, Reformen und freie Wahlen sind notwendig. Das erreicht man nicht mit Bomben.