Klasnić-Klage geht in die nächste Runde

PILLENPROZESS Vergleich im Rechtsstreit um Behandlungsfehler des Ex-Werder-Profis Klasnić abgelehnt

Vor dem Bremer Landgericht hat am Freitag die Güteverhandlung im Ivan Klasnić-Prozess stattgefunden. Der ehemalige Stürmer von Werder Bremen hatte Werders Mannschaftsarzt Götz Dimanski und die Internistin Manju Guha wegen grober Behandlungsfehler verklagt. Beide hätten die Vorzeichen seiner Nierenerkrankung verkannt und ihn nicht über die Risiken seines Zustandes aufgeklärt. „Ich hätte auf dem Platz sterben können“ sagte Klasnić, der sich zwei Nierentransplantationen unterziehen musste, nachdem das Ausmaß seiner Erkrankung klar geworden war.

Die hölzernen Zuschauerbänke im Sitzungssaal 231 des Bremer Landgerichtes waren bis zum Bersten gefüllt, das Medieninteresse war enorm. Den Vorsitz der Verhandlung führte Richter Uwe Boysen. Er stellte im Schnelldurchlauf die Fakten von Klasnićs nunmehr fast achtjährigen Krankengeschichte dar und gab dann die vorläufige Ansicht des Gerichts wieder. Der zufolge seien die von Klasnić erhobenen Forderungen zu hoch. Gemessen an der bisherigen Rechtssprechung erschienen 50.000 Euro Schmerzensgeld angebrachter als die geforderten 100.000 Euro. Auch die Schadensersatzerwartungen seien eher zwischen 180.000 und 350.000 Euro statt jenseits der Eine-Million-Euro-Grenze anzusiedeln.

Wie erwartet hatten die Parteien dem Verhandlungsstand nichts Neues hinzuzufügen und lehnten den vom Gericht vorgeschlagenen Vergleich ab. Damit geht der Prozess am 8. Mai in eine neue Runde. Wann ein Urteil fällt, ist noch nicht abzusehen. Klasnić darf damit rechnen, dass er grundsätzlich recht bekommt. „In der Tendenz meinen wir, dass Doktor Dimanski hätte tätig werden können und müssen“, sagte Richter Boysen. Er wird voraussichtlich einen Gutachter beauftragen, die Vorwürfe medizinisch zu untersuchen. Werte, die auf eine Niereninsuffizienz hinweisen, seien nachweislich über die Jahre gestiegen.

Nach der Verhandlung betonte Klasnić, dass es ihm nicht ums Geld gehe. „Mir geht es um Gerechtigkeit, darum dass die Wahrheit respektiert wird“, sagte er. Götz Dimanski bedauerte, den Stürmer im Gerichtssaal wiedergetroffen zu haben und bejahte die Frage, ob es bei dem Prozess auch um seinen Ruf gehe: „Selbstverständlich, ich bitte Sie …“ SEBASTIAN HOFF