VORMERKEN
: Streichquartette in den Technoschuppen und jetzt die Arte Lounge: Klassik ist der neue Klub

Die klassische Musik ist auch nicht mehr das, was sie einmal war. In letzter Zeit scheint sie irgendwie anders zu riechen, manchmal sogar lustiger, als ob sie überhaupt nicht tot sein will und sogar auf Zuwachsraten setzt. Bereit für ein breiteres Publikum. Klassikgrößen werden mittlerweile wie Popstars inszeniert, und auch in den Konzertsälen muss die Krawatte nicht mehr sein. Alte Sittsamkeiten brechen auf. In der Philharmonie lädt man zu mittäglichen Lunch-Konzerten, im Radialsystem darf man klassische Musik im Liegen konsumieren. Wahrscheinlich wird demnächst der Beethoven auch mal sommerfrisch im Hawaiihemd gegeben (die Sechste zum Beispiel, mit dem „Erwachen heiterer Gefühle bei der Ankunft auf dem Lande“), und in den Clubs treibt sich die Klassik jetzt gleichfalls schon seit längerer Zeit herum. Also dort, wo die Musik sonst eher mit four to the floor genagelt wird. Klassik-Lounge-Konzerte immer wieder mal im Watergate, im Berghain, und jetzt auch im Maria, wo am morgigen Sonntag dazu die neue Gesprächsbereitschaft der klassischen Musik geprobt wird. Gastgeberin ist die kanadische Sopranistin Measha Brueggergosman, die in einem Club-Ambiente unter anderem mit dem Geiger Daniel Hope und dem Bratschisten Nils Mönkemeyer plaudern und musizieren wird, bei dieser Premiere für ein neues Show-Format auf Arte, die „Arte Lounge“. Der Abend wird dabei fürs Fernsehen aufgezeichnet. TM

Maria, Schillingbrücke Sonntag, 19. April, 20 Uhr. 6 Euro