CHRISTIAN BUSS DER WOCHENENDKRIMI
: Stadt als Körper

Oben toben Kinder auf Wippen, die wie Laserkanonen aussehen. Unten, in den Tunneln und Gängen unter der Stadt, lümmeln kriminelle Jugendliche. In die üblichen Impressionen von Berlin haben die Macher dieses „Tatorts“ einige befremdliche Bilder geschmuggelt. Dabei spielt „Oben und Unten“ auf den häufig abgefilmten Quadratkilometern zwischen Alex und Potsdamer Platz. Hier jagen Ritter (Dominic Raacke) und Stark (Boris Aljinovic) den Mörder eines Investors. Der Tote war nach einer Firmenpleite abgetaucht, um Jahre später wieder ins Baugewerbe einzusteigen. So einer hat viele Feinde – vom ruinierten Handwerker bis zur Gattin, die sein mangelndes Arbeitsethos und Architekturverständnis verachtete. Während also Berlins letzte Brachen mit dessen maroden Objekten zugestellt sind, liegt unter der Stadt ein ungenutztes System von Schächten und Schläuchen, in dem ein Künstler (Harald Schrott) haust: „Sie müssen sich die Stadt als Körper vorstellen.“ Organisch in Szene gesetzt wurde dieser leider nicht. Der Schnitt ist katastrophal, handwerkliche Mängel werden keineswegs durch eine kluge Story kompensiert. Statt den Topos für einen städtebaulichen Subtext zu nutzen, verfallen Regisseur Nils Willbrand und Autorin Natja Bruckhorst doch nur auf einen einfachen Metropolen-Whodunit. Von der äußerlich wuchernden, innerlich verwesenden Stadt ist nichts zu spüren.

RBB-„Tatort“, So., 20.15 Uhr, ARD