Berlin ist Umzugshauptstadt

Ein Fünftel der Berliner Haushalte verdient nur noch 900 Euro netto im Monat – oder weniger. Mit Familie zusammenzuwohnen ist out, immer mehr Menschen leben allein

Die Haushalte in Berlin und Brandenburg werden immer kleiner. Außerdem nimmt die Anzahl einkommensschwacher Haushalte in der Region zu, wodurch wiederum die Nachfrage nach preiswerten Wohnungen steigt. Zugleich ziehen die Berliner nach wie vor oft und gern um. Das geht aus dem am Montag vorgestellten Marktmonitor des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen e. V. (BBU) hervor.

In der Spreemetropole lebt in mehr als jedem zweiten Haushalt nur eine Person, wie BBU-Vorstandsmitglied Ludwig Burkardt sagte. Die einst typische Familie mit zwei und mehr Kindern sei in nur 8,6 Prozent aller Berliner Haushalte anzutreffen.

Zugleich hat die Anzahl einkommensschwacher Haushalte in beiden Ländern deutlich zugenommen. Dem Marktmonitor zufolge verfügen 21 Prozent der Berliner Haushalte über ein monatliches Nettoeinkommen von unter 900 Euro. Angesichts dessen sei preisgünstiger Wohnraum immer gefragter. Die Einkommensstruktur werde sich mit Einführung des Arbeitslosengeldes II noch einmal deutlich verschlechtern, erwarten die Experten.

In Brandenburg ist die Lage ähnlich: Dort hat ein Fünftel der Haushalte ein monatliches Nettoeinkommen von unter 900 Euro. Das mittlere Nettoeinkommen der brandenburgischen Haushalte sank von 1.601 Euro in 2002 auf 1.567 Euro in 2003. In Berlin hat es sich von 1.500 Euro auf 1.475 Euro verringert.

Die Umzugsfreudigkeit der Berliner leidet unter den sinkenden Einkommen nicht. Im vergangenen Jahr suchten sich laut BBU-Marktmonitor 15 Prozent aller Hauptstädter eine neue Bleibe. Dank des entspannten Wohnungsmarkts finden Interessenten meist schnell eine neue Wohnung. In Berlin wechselten 2003 rund 377.000 Einwohner innerhalb der Stadt ihr Zuhause, weitere 116.000 Menschen zogen hinter die Stadtgrenzen. Den 116.141 Menschen, die nach Berlin zuzogen, standen 115.664 Hauptstädter gegenüber, die die Stadt verließen. Die Zahl der Berliner Privathaushalte stieg 2003 um 26.000 auf rund 1,89 Millionen an (+1,4 Prozent). DDP