LESERINNENBRIEFE
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■ betr.: „Wir wollen Fahrräder“, tazzwei vom 16. 4. 09

Veräppelung der Fahrradfahrer

Was manche Leute unter „Radfahren“ verstehen, verdeutlicht das Interview mit dem Mannheimer Bürgermeister Lothar Quast sehr anschaulich. Wenn ihm 10 Kilometer zu weit sind als Radfahrdistanz, liegt die Frage nahe, ob er sich im Rathaus mit einem Elektromobil fortbewegt. Diese Entfernung habe ich bereits als Schüler morgens vor Schulbeginn locker zurückgelegt. Jeder halbwegs ambitionierte Radfahrer kann über 10 Kilometer nur herzhaft ablachen! Und auch die Abwrackprämie von 50 Euro ist eine Riesenlachnummer, wenn nicht sogar ein Schlag ins Gesicht eines jeden Radfahrers. Für ein einigermaßen vernünftiges Fahrrad muss man heute rund 700 bis 1.000 Euro kalkulieren. Herrn Quasts „Prämie“ macht demnach also lächerliche 5 bis 7 Prozent des Kaufpreises aus. Verglichen mit einem Kleinwagen für 15.000 Euro und 2.500 Euro Abwrackprämie (gleich 17 Prozent) also eine ganz klare Veräppelung der Förderung umweltfreundlicher Verkehrsmittel. Man nimmt den Leuten den Spaß am Radfahren, wenn man ihnen Prämien anbietet, um Schrotträder für 300 Euro zu kaufen. Nur in diesem Preissegment lohnen sich 50 Euro. Es ist nicht auszuhalten! Ich fahre seit Jahren mit der Bahn und dem Fahrrad zur Arbeit, darf die Abwrackprämie und einigen Unfug mehr durch meine Steuern mitfinanzieren, gehe in diesem ganzen Zirkus leer aus und muss mir dann solchen Käse wie 50 Euro für ein neues Fahrrad erzählen lassen. Haltet mich fest, ich werd’ verrückt! PAUL HOCHMANN, Haltern am See

■ betr.: „Die Gen-Lobby schlägtzurück“, taz vom 16. 4. 09

Profitinteressen

Welche negativen Auswirkungen genmanipulierte Tiere und Pflanzen auf unsere Gesundheit und auf die Natur auf Dauer haben werden, ist nicht voraussehbar. Deshalb ist Gen-Technik ein Risiko, das vermieden werden muss. Auch Contergan galt einmal als risikofrei! Warum die Ministerin Schavan uns genmanipulierte Lebensmittel schmackhaft machen will, ist unerklärlich und es widerspricht meinem Demokratieverständnis, weil nach meinem Wissen die Mehrheit der Deutschen diese Nahrungsmittel nicht haben wollen. Sind die Profitinteressen der Industrie der Maßstab aller Dinge?

ALFRED KOHLUS, Tönning

■ betr.: „Und es gibt sie doch, dieguten Bachelor“, taz vom 15. 4. 09

Oberflächlich

Die Ausführungen von Martin Kaul über die „exzellenten“ Bachelor-Studiengänge machen mir als Studierende der Leuphana-Universität Lüneburg einmal wieder bewusst, wie oberflächlich die Berichterstattung häufig erfolgt. Nachdem die taz mehrfach kritisch über die Entwicklungen an der Lüneburger Universität berichtete, verwundert es, wie unreflektiert Herr Kaul das Studienmodell anpreist. Hätte sich Herr Kaul die Mühe gemacht, mit Studierenden der Uni zu sprechen, so hätte er erfahren, dass die „schöne neue Welt“ des Leuphana-Bachelors für viele Studierende und Lehrende leider gar nicht so rosig erscheint. REBECCA SELLO, Hamburg

■ betr.: „Indien testet Atomrakete“, taz vom 16. 4. 09

Bereit zur Veränderung?

Vielen herzlichen dank für die super-mini-kurzmeldung über den „erfolgreichen“ test einer indischen atomrakete. Leider fand ich diesen artikel in der online-version der taz gar nicht (aber die finde ich ja auch nicht so übersichtlich wie die print-version). Aber ich fand auch den aufschrei gegen den test nicht, wie ich es vor knapp zwei wochen bei dem nordkoreanischen raketentest gelesen habe. Habe ich irgendetwas versäumt? Bereit zur veränderung? Dann zeigt doch diesen mut nicht nur in tollen seite-1-motiven, sondern auch, wenn es um atomare abrüstung geht, auch wenn indien uns vielleicht nicht direkt bedroht. Wozu brauchen die eigentlich atomraketen?

DETLEF WILSKE, Berlin