SPITZENSPORT: BODY-BILDUNGSMINISTERIUM STATT BUNDESWEHR
: Ja, kürzen! Und zwar ganz

Wenn mal wieder irgendwo eingespart wird, jaulen alle auf. Jetzt soll es der Bundeswehr-Sportförderung an den Kragen gehen. Von einem Abbau um zwölf Prozent ist die Rede. Dabei sind die meisten deutschen olympischen Wintermedaillisten (Hacklschorsch, Biathletin Kati Wilhelm, die gesamte Bobfahrermeute) dem Feldwebelmilieu zuzurechnen. Und auch beim Sommerolympia vor zwei Monaten wirkten reichlich viele Soldaten im Sportdress mit.

Wer, bitte, soll sich denn ohne Armee-Subventionierung beim nächsten Mal heldenhaft den US-Sportlern und Chinesen in den Weg werfen? Tatsächlich, unter den wenigen Treppchendeutschen in Athen war etwa die Hälfte Sportsoldaten – darunter etwa Oberfeldwebel Nadine Kleinert mit ihrer Silbermedaille im Kugelstoßen. Eine Quote, die manches Bauchgrimmen verursacht: Soll man, wenn schon der nationale Jubelreflex funktioniert, auch noch Soldaten zujubeln?

Und nicht nur das: Die bisherige Sportförderung ist ein perfektes Marketinginstrument für die demokratiefremde Soldatenwelt, ein Puzzlesteinchen zur Rechtfertigung der vorgestrigen Wehrpflicht. Militärischer Spitzensport als idealer Imagefaktor. Pazifisten sind ohnehin diskriminiert. Wer gewissensstark den Schießprügel verweigert, kann zusehen, wo er seinen Körper fürs Vaterland stählt. Zivi-Fördergruppen sind unbekannt. Und wenn zudem, wie in Athen, ausgerechnet die Schützengarde als Kerndisziplin der Olivenwelt danebenballert, schwindet die Legitimation für Bundeswehr-Olympioniken weiter.

Sinnvoller ist, wenn schon der Staat beim Muskelaufbau helfen soll, rein zivile Unterstützung. Vielleicht mit einem Bodybuilding-Ministerium, das dem Bildungssektor von Frau Bulmahn unterstellt wird. Und politisch ist der Sport bisher im Ministerium des paramilitärischen Innenministers Schily angesiedelt, des obersten Terrorfahnders und Herrn über den Bundesgrenzschutz. Ihm diese Zuständigkeit wegzunehmen ist dann die nächste große Aufgabe. Sie bedeutet die endgültige Zivilisierung des Sports. BERND MÜLLENDER