DEUTSCH IN MOSCHEEN HILFT NICHT NUR DEM VERFASSUNGSSCHUTZ
: Keine Zwangsbekehrung

Das ist mal eine originelle Forderung: Die baden-württembergische Kulturkämpferin Annette Schavan möchte, dass in deutschen Moscheen künftig in deutscher Sprache gepredigt wird. Das würde es für die deutsche Öffentlichkeit und Polizei einfacher machen, radikale Hassprediger zu erkennen und dingfest zu machen.

Der Gedanke an sich ist nicht schlecht. Tatsächlich wäre es ein Zeichen der Integrationswilligkeit, wenn deutsche Muslime ihren Gottesdienst in Zukunft auf Deutsch abhalten würden. Vereinzelte Moschee-Vereine tun dies schon, und gerade wegen der Probleme mit der deutschen Sprache, die sich bei manchen Migrantenfamilien noch bis in die dritte Generation fortsetzen, ist eine solche Entwicklung grundsätzlich wünschenswert. Die überwiegende Mehrheit der zugewanderten Muslime aber hält bislang an ihren Herkunftssprachen fest.

Schavan möchte deshalb die deutsche Sprache zur Pflicht machen. Das allerdings ist kaum praktikabel. Zum einen müssten dann auch russisch-orthodoxe oder griechisch-katholische Gemeinden genötigt werden, sich auf Deutsch zu verständigen. Zudem und vor allem sind solcherlei Erlasse ein Kennzeichen totalitärer Diktaturen, die ihren Minderheiten mit Misstrauen begegnen. In Polen unter dem Kommunismus etwa mussten die deutschen Gemeinden ihre Gottesdienste auf Polnisch abhalten, um sie besser zu kontrollieren.

Deshalb sollten die in Deutschland lebenden Muslime sich ermutigt fühlen, ihren Gottesdienst künftig auf Deutsch umzustellen. Aber dafür muss sich erst die Ausbildung der hiesigen Imame ändern, die meist aus den Herkunftsländern ihrer Gläubigen entsandt werden und nur selten die deutsche Sprache beherrschen. Bis eine Ausbildung muslimischer Geistlicher an deutschen Universitäten, wie sie jetzt vorgeschlagen wird, Früchte trägt, wird noch viel Zeit vergehen.

Bis dahin führt kein Weg daran vorbei, dass der Verfassungsschutz Nachhilfestunden in Arabisch und Türkisch nimmt, um besser für den Kampf gegen islamistische Hassprediger gewappnet zu sein. Oder aber er stellt mehr Migranten in seine Dienste ein. DANIEL BAX