Die Mühen der Zusammenarbeit

HSH Nordbank legt erste verlässliche Zahlen nach der Fusion vor und rüstet sich zum Wettbewerb mit dem bremisch-hamburgischen Sparkassenverbund

Hamburg/Kiel taz ■ Wenn ein Bänker von einem „ganz ordentlichen Ergebnis“ spricht, dann verheißt das nichts Gutes. Doch Alexander Stuhlmann, Vorstandschef der aus den Landesbanken von Hamburg und Schleswig-Holstein fusionierten HSH Nordbank, hätte von der ersten Zwischenbilanz seiner Einrichtung wohl auch nichts Besseres erwartet. Schließlich hat die Nordbank in diesem Jahr das Zusammengehen zweier selbständiger Kreditinstitute zu schultern gehabt, und dafür sind die Zahlen mit einem bereinigten Betriebsergebnis von 512 Millionen Euro nicht schlecht.

Erstmals hat die Nordbank damit aussagekräftige Zahlen nach dem Fusionsprozess vorgelegt, und schon blicken Stuhlmann und seine Vorstandskollegen wieder nach vorn. Jetzt hat man die Sparkassen im Visier. Mit den Sparkassen Schleswig-Holsteins will man im Januar einen Verbundvertrag schließen, und das heißt nichts anderes, als dass dem bisherigen Platzhirschen im Norden, der Hamburger Sparkasse (Haspa), eine echte Konkurrenz erwächst. Die Haspa rüstet sich dagegen, ihre Fusion mit der Bremer Sparkasse steht an. Schon sagen Finanzexperten voraus, dass es damit bald nur noch zwei große Sparkassen im Norden geben wird – langfristig wird wohl nur ein Verbund den Wettbewerb überleben.

Dass die Nordbank nach der Fusion ohnehin in größeren Zusammenhängen denken muss, machte sie gestern auch mit der Vorlage ihrer ersten Regionalstudie zum gemeinsamen Wirtschaftsraum von Hamburg und Schleswig-Holstein deutlich. Schließlich werden 18 Prozent der Hamburger Arbeitsplätze von Schleswig-Holsteinern besetzt, umgekehrt ist der Anteil nachvollziehbar geringer. Wobei die Studie ohnehin eher die Sogwirkung der Metropole deutlich macht als die enge Kooperation beider Bundesländer. Kein Zufall, dass die vier Hamburger Nachbarkreise ein gutes Drittel der gesamtwirtschaftlichen Leistung Schleswig-Holsteins abliefert. Die zur Metropole orientierten Kreise Pinneberg und Stormarn stehen landesweit wirtschaftlich klar an der Spitze.

Zwar gibt es die Wirtschaftszweige, bei denen beide Bundesländer durchaus als vernetzt erscheinen: Stuhlmann zählt Schiffbau ebenso dazu wie die Luftfahrtindustrie und die Nahrungsmittelverarbeitung. Trotzdem hakt die Kooperation an verschiedensten Ecken und Enden und wendet sich stattdessen in Konkurrenz – wenn es zum Beispiel darum geht, dass Hamburg versucht, sein Konzept der „Wachsenden Stadt“ auch auf Kosten des Speckgürtels in Niedersachsen und Schleswig-Holstein umzusetzen. Es geht um massive Steuereinnahmen, um Einwohnerwertungen, um Renommee. Dies deutet die Studie allerdings nur an, wenn sie von dem Vorteil spricht, „die Annehmlichkeiten einer Stadt zu nutzen, ohne dort zugleich den Wohnsitz zu haben“. So lange dieses Spannungsfeld existiert, bleiben Hamburg und Schleswig-Holstein mehr Wettbewerber als Partner. PETER AHRENS