Archen für die Arche gesucht

Die Aufgabe, das Zentrum für seltene Nutztierrassen in Warder flottzumachen, stellt Greenpeace vor eine größere und teurere Herausforderung als erwartet. Über den Winter müssen viele Tiere ausquartiert werden, um sie von Parasiten zu befreien

Weil die Zäune umfallen, spazieren Tiere nach Belieben durch den Park

von GERNOT KNÖDLER

Der Tierpark Warder hat Greenpeace mit einigen unangenehmen Überraschungen konfrontiert. Wie der von der Umweltorganisation unterstützte Trägerverein Arche Warder gestern mitteilte, müssen Zäune und 50 Unterstände erneuert sowie Weiden, Ställe und Tiere von Parasiten befreit werden. Um das zu ermöglichen, sollen an die 450 der seltenen Haus- und Nutztiere über den Winter anderswo untergebracht werden. Die Kosten des Sanierungsprogramms sind noch nicht komplett finanziert.

Greenpeace hatte sich entschlossen, den insolventen Tierpark bei Rendsburg mitten in Schleswig-Holstein zu retten, weil mit ihm genetische Vielfalt verloren gehen würde (taz berichtete). Der Zoologe Jürgen Güntherschulze hatte in Warder seit 1989 rund 150 seltene Rassen von Haus- und Nutztieren aus der ganzen Welt gezüchtet: von der Altdeutschen Schwarzbunten über die Pommernente bis zur Juan-Fernandez-Ziege und zum Wasserbüffel.

Moderne Züchtungen haben diesen Tierrassen ökonomisch den Rang abgelaufen. Während sich Züchter und Bauern auf diese oft sehr empfindlichen Hochleistungstiere konzentrieren, sterben die alten Rassen aus. Damit verarmt der Genpool, der einmal entscheidend dafür sein könnte, durch Züchtung neuen Krankheiten zu begegnen. Mit der Unterstützung des Tierparks Warder geht es Greenpeace langfristig darum, die alten Rassen „weiter zu züchten und zu vermehren und in der Landwirtschaft wieder breiter einzusetzen“.

Die Greenpeace Umweltstiftung und der Verein Arche Warder haben den Park aus der Insolvenzmasse gekauft. „Die finanziellen Altlasten gehen uns nichts an“, sagt Betriebsleiter Heinz Laing. Durch Reorganisation, Steigerung der Besucherzahl und mit Hilfe neuer Förderer wollen sie ihn auf eine dauerhafte Basis stellen.

Dem Verein, der den Tierpark seit dem 1. November trägt, gehört ein breites Bündnis von Akteuren an, von Greenpeace über den alten Förderverein bis hin zum Vorsitzenden des Fremdenverkehrsverbands. Die Bingo-Umweltlotterie unterstützte den Kauf mit 250.000 Euro.

Dafür machten sich ungeahnte Altlasten bemerkbar: „Es hat im Tierpark offensichtlich nur bedingt eine ordentliche Entsorgung von Unrat stattgefunden“, stellt Laing fest. Die Zäune und Schutzhütten seien baufällig. „Die Tiere spazieren zum Teil nach Belieben durch den Park.“ 14 Kilometer Zäune müssten aus Stacheldraht sowie Tausenden von Pfählen und Bohlen ersetzt werden, dazu 50 Schutzhütten für Rinder, Pferde, Schafe, Ziegen und Schweine. Das ständige Reparieren der Wasserversorgung sei mittlerweile so aufwendig, dass sich ein Neubau aufdrängt. Dazu kommen Empfangsgebäude und Toiletten. Der unerwartete Sanierungsbedarf wird den Trägerverein 150.000 bis 200.000 Euro extra kosten, schätzt Laing.

Auch der Zustand der Tiere lässt stark zu wünschen übrig. Viele leiden unter Parasiten wie Bandwürmern und Leberegeln. „Das wird immer ein Problem, wenn die Tiere zu lange auf der gleichen Stelle stehen“, sagt Laing. Mit ihrem Kot scheiden sie die Eier oder Larven der Parasiten aus, die sich auf der übernutzten Weide so konzentrieren, dass die Tiere zwangsläufig neue Parasiten aufnehmen.

Der Parasitenbefall ist so schlimm, dass Tierärzte dazu rieten, die Tiere auszuquartieren. Über den Winter kann der kontaminierte Kot eingesammelt, können die Ställe desinfiziert und die Tiere entwurmt werden. Laing hofft auf scharfen Frost: Der würde den auf den Weiden lauernden Schmarotzern vollends den Garaus machen. Für ungarische Steppenrinder, Zebus, Wasserbüffel, Pferde und Esel sucht der Tierpark noch Urlaubsquartiere, möglichst in der Nähe von Warder.

Spenden bitte an Arche Warder e.V., Kto. 401 95 27 bei der Sparkasse Mittelholstein, BLZ 214 500 00