Noten für die Lehrer

Schülerkammer und GEW machen ein Projekt, bei dem Schüler regelmäßig Feedback auf den Unterricht geben

Pünktlich zu dessen erstem Arbeitstag haben gestern Lehrer und Schüler dem neuen FDP-Bildungssenator Reinhard Soltau einen Lesetipp mit auf den Weg gegeben. Schülerkammer und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) stellten ihr Projekt „Schülerfeedback über Unterricht“ vor, dem Wissenschaftler der Uni Hamburg jetzt ein Buch gewidmet haben. Binnen zweier Jahre beurteilten Schüler regelmäßig ihre Lehrer. Der 13-jährige Chris Willhöft vom Gymnasium Osdorf bilanziert: „Das Vertrauen in unsere Lehrer ist extrem gestiegen.“

Mitbestimmung über Lehrmethoden und „einen demokratischeren Unterricht“, das wollte die Schülerkammer als Initiatorin mit dem Projekt erreichen. An drei Schulen konnten Schüler etwa durch Tagebuchführen, Briefeschreiben oder das Ankreuzen vorgegebener Antworten wie „Der Stoff wurde zu schnell durchgenommen“ regelmäßig Frust oder Lob loswerden.

„Mein Unterricht ist dadurch besser geworden“, sagt Markus Tiedemann, Lehrer an der Gesamtschule Bergedorf. Als Reaktion auf den Vorwurf ungerecht zu benoten, lässt er in neuen Klassen die erste Arbeit unter Pseudonym schreiben. Schüler Chris lobt, dank der Feedbackstunden sei er selbstbewusster geworden. „Und weil die Kommunikation besser läuft, fällt auch das Lernen leichter.“

Chris plädiert für die Ausweitung des Projekts. Da hat GEW-Vorsitzende Stephanie Odenwald wenig Hoffnung: „So mancher in der Schulbehörde kann das Wort Feedback kaum buchstabieren.“ EVA WEIKERT