Töne auf Händen getragen

Überwältigend: Angelika Kirchschlager sang in der Glocke

Die unvergessene Sängerin Elisabeth Schwarzkopf hat einmal über die Interpretation der Lieder von Hugo Wolf gesagt, der Sänger müsse in der Lage sein, „rasch und vollständig von einer Stimmung in die andere überzuwechseln“. Was das heißt, zeigte am Mittwoch auf wahrlich beglückende Weise die Wiener Sängerin Angelika Kirchschlager.

Kirchschlager braucht keine Schleichwege, sie zieht das Publikum unmittelbar in die Emotionen hinein. Ihre ganz persönliche Mischung aus Sachlichkeit – im Sinne von Verzicht auf jegliches Vibrato, auf sentimentale Ausschmückungen wie Ritardandi und jeglichen aufgesetzen Ausdruck – und einer wirklich heftigen, ihr ansehbaren Emotion ist in den Liedern von Franz Schubert und Johannes Brahms äußerst eindrucksvoll, in den Liedern von Hugo Wolf und Henri Duparc schlicht überwältigend.

Hinzu kommt ein ungekannt stimmiger Körpereinsatz: Kirchschlagers Hände scheinen den Ton zu tragen, ihre Kopfdrehung ein Legato zu bilden und ihre schwankende Körperbewegung ein Fortissimo zu stützen. Kirchschlager wurde begleitet von Helmut Deutsch, der ein bisschen zu sehr gute Begleitung lieferte und dabei zu wenig inspirierender Dialogpartner war.

Ute Schalz-Laurenze