20 Jahre bsc
: Das Buch zum Geburtstag

Der Stachel sitzt tief. Alle haben sie mitgemacht, die Ehemaligen und Aktiven, Schauspieler, Regisseure, Gründungsmitglieder und sogar der Bürgermeister – nur einer fehlt. Shakespear Company-Gründungsmitglied Norbert Kentrup wollte sich nicht beteiligen an dem Buch „Lasst mich den Löwen auch noch spielen“ zum zwanzigjährigen Bestehen der Company. Der Macher des Buches, Frank Schümann, hatte Kentrup sechs Seiten angeboten, aber: „Kentrup sagte, die sechs Seiten reichten ihm nicht aus.“

Also bleibt der 2001 im heftigen Streit geschiedene, „wuchtige Motor“ (Schümann) der BSC persönlich abwesend in der Jubiläumsschrift und ist doch in etlichen der Beiträge präsent – der Effekt ist eine eigenartige Mythisierung Kentrups. Bürgermeister Henning Scherf zum Beispiel sagt im Jubiläums-Interview: „Unter Norbert Kentrups Dominanz habe ich manchmal gelitten“, und Dagmar Papula, BSC Mitgründerin und Lebensgefährtin von Kentrup erzählt: „Norbert war extremst derjenige, der das Theater nicht nur als Kunstmodell begriff, sondern als politisches Modell.“ Von diversen Krisen, Streits und Trennung ist immer wieder die Rede. Was genau aber Kentrup und die BSC so heftig entzweite, das ist dem Buch nicht zu entnehmen.

Dafür gibt es eine Fülle an Fotos und Texten, Leute der ersten Stunde wie Renato Grünig erzählen von den Anfängen, Regisseur Pit Holzwarth erläutert seine Ästhetik, Ausstatterin Heike Neugebauer gibt einen Einblick in die Kostümabteilung, taz-Autorin Daniela Barth analysiert die „Magie der Masken“. Das ist mal mehr, mal weniger aufschlussreich und dokumentiert doch vor allem eines: den Reichtum, den zwanzig Jahren freie Theaterarbeit produzieren.

Schade nur, dass man die vielen, teils brillianten Fotos allesamt mit einem Blaustich versehen hat. Womöglich sollte das einen homogenen Eindruck einer Sache herstellen, die doch gerade durch ihre Verschiedenheiten, Brüche und Widersprüche lebt. Kentrups Charakterschädel in edlem Promo-Blau, das wirkt wie ein Bausparvertrag im Krisengebiet.    Klaus Irler

„Lasst mich den Löwen auch noch spielen“, Schünemann-Verlag, 19,80 Euro