ENTWICKLUNGSHILFE KANN ARMUT AUF DER WELT NICHT BESEITIGEN
: Hilfe durch gerechten Handel

Entwicklungshilfe ist wichtig, die Armen in der Welt müssen stärker vor den Schäden der Globalisierung geschützt werden – war da nicht was? Doch. Nach dem 11. September 2001 wurden Hunger, Analphabetismus und Auswegslosigkeit plötzlich als Nährboden für Terror entdeckt und wanderten auf Tagesordnungen und Redemanuskripten nach oben. Deutschland versprach, den Anteil seiner Ausgaben für Entwicklungshilfe bis 2006 auf 0,33 Prozent der Wirtschaftsleistung zu erhöhen. Doch im Haushalt für 2004 ist von diesem Versprechen nichts mehr übrig.

Anders als in früheren Jahren bleibt es diesmal erstaunlich ruhig in den Reihen der nichtstaatlichen Entwicklungsverbände und der Kirchen. Die haben sich schon daran gewöhnt, dass Rot-Grün auch nicht mehr Entwicklungshilfe gibt als früher Schwarz-Gelb. Auch widmen sich viele in letzter Zeit stärker den sozialen Problemen vor der eigenen Haustür. Der Hauptgrund, warum lauter Protest wegen eines mickrigen Entwicklungshilfe-Haushaltes nicht lohnt, ist aber ein anderer: Das Geschacher um ein paar hundert Millionen Euro mehr oder weniger ist nebensächlich geworden.

Wirkliche Meilensteine für die Entwicklung der armen Länder müssen woanders gesetzt werden: Würden die USA, die EU und Japan ihre Subventionen für die Landwirtschaft abschaffen, wäre den Entwicklungsländern wirklich geholfen. Viele Länder würden davon profitieren, wenn die Weltmarktpreise für Weizen, Mais oder Zucker nicht länger von den subventionierten Produkten aus dem Norden gedrückt würden. Eine echte Hilfe bestünde auch darin, die Zölle für verarbeitete Produkte abzuschaffen. Nach wie vor liefern die Länder Afrikas, Asiens und Lateinamerikas vor allem Rohstoffe. Die wert- und arbeitsplatzschaffende Verarbeitung behalten sich die reichen Länder vor.

Wer also etwas gegen die Armut in den Entwicklungsländern tun will, muss sich für eine gerechtere Handelsordnung einsetzen. Und sich nicht mit den Zusagen staatlicher Entwicklungshilfe aufhalten – auf die ist in Zeiten klammer Finanzen ohnehin kein Verlass. KATHARINA KOUFEN