Blömers Ränkespiele stoßen CDU übel auf

Der Ex-Parteichef der Kölner CDU wird wegen strafrechtlicher Ermittlungen gegen ihn immer mehr zur Belastung für die Union. Der Landesvorstand der Partei will Möglichkeiten prüfen, Richard Blömers erneute Landtagskandidatur noch zu verhindern

Von Frank Überall

Der König von Köln hat schon wieder mit Schlagzeilen zu kämpfen. Nicht nur, dass der Herr der Strippen in der Kölner CDU immer wieder Besuch vom Staatsanwalt bekommt – jetzt macht auch seine eigene Landespartei immer intensiver gegen ihn mobil.

Die Rede ist von Richard Blömer, der trotz strafrechtlicher Ermittlungen gegen ihn erneut für den Landtag aufgestellt wurde. „Ich bin mir nicht sicher, ob Blömer weiß, welche Belastung er für die Union ist“, meinte jetzt der Vize-Chef der NRW-CDU und Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach. Die erneute Bewerbung des umstrittenen Abgeordneten strahle auf das ganze Land aus. Die CDU müsse alle satzungsmäßigen Möglichkeiten ausschöpfen, um Blömers Kandidatur für den Landtag doch noch zu verhindern. Der Landesvorstand will sich offenbar in zwei Wochen mit einer Zurückweisung von Blömers Bewerbung beschäftigen.

Das letzte Wort hat dann aber wieder die CDU in Köln. Die müsse sich jedoch überlegen, so Bosbach, welche Vorteile die Aufstellung von Richard Blömer für die Union überhaupt noch bringe.

Aber Blömers Hausmacht an der Basis stellt sich beharrlich hinter ihn. Mit dem Makel strafrechtlicher Ermittlungen in gleich mehreren Verfahren will der umtriebige Ex-Parteichef in den nächsten Wochen sorglos Wahlkampf machen.

Erst im Oktober vergangenen Jahres war Blömer vom Vorsitz des CDU-Kreisverbands zurückgetreten – nach Vermittlung von Bosbach. Auf die Frage, wer daran Schuld gewesen sei, antwortete er: „Die Medien!“ In der Tat hatte es massiven öffentlichen Druck gegeben, nachdem Blömer Fehler beim illegalen Verbuchen von Barspenden eingeräumt hatte. Als dann noch sein Geschäftsführer zurücktrat und Blömer indirekt der Lüge bezichtigte, reichte es vielen in der Union. Der Generalsekretär der NRW-Partei, Hans-Joachim Reck, sprach sogar vom „absoluten Realitätsverlust“.

Denn die Partei wartet immer noch auf eine anständige Erklärung der möglicherweise kriminellen Spenden-Machenschaften. Blömer schweigt mit dem Hinweis auf das Ermittlungsverfahren bei der Staatsanwaltschaft. In einem ähnlichen Fall hatte er SPD-Bürgermeisterin Renate Canisius noch öffentlich zum Rückzug aus dem Polit-Geschäft aufgefordert. Das sei „eine Frage des Anstands“, polterte Blömer damals. Anstand ist bei ihm eben Ansichtssache.

Auch das Geschäftsgebaren der Jakob-Kaiser-Stiftung, deren Geschäftsführer der umtriebige Ex-Lehrer Blömer seit Jahren ist, hat schon mehrfach Schlagzeilen gemacht. Stets ging es um Beiträge von Teilnehmern, die ungewöhnlicherweise bar eingesammelt wurden. Der Verdacht lautet, dass Blömer einen Teil des Geldes für die Kölner CDU abgezweigt haben könnte. Der Beschuldigte wies diese Vorwürfe stets zurück. Dass das Bargeld nach vielen Jahren plötzlich in einem Tresor wieder auftauchte, kann Tatsache sein – es könnte aber auch eine politische Taktik sein. Keiner weiß das bei Blömer so genau.

Seine Basis hält ihm dennoch die Treue. Wegen mutmaßlicher Mauscheleien musste die Versammlung zur Aufstellung der Wahlleute zwar wiederholt werden, aber kritische Stimmen gegen Blömer blieben Mangelware. Auch beim Parteitag der Kölner CDU. Richard Blömer ist eben ein politisches Stehaufmännchen. Bisher hat er noch jede Attacke überlebt. Seit Jahrzehnten ist er der Strippenzieher in der Kölner CDU – mal mehr, mal weniger erfolgreich. Aber immer wirkungsvoll. Daran änderte bisher weder die Basis der Union etwas, noch die Justiz.

Dass Blömer Ärger mit der Staatsanwaltschaft hat, ist relativ neu. Im politischen Bereich ist er oft mit Halbwahrheiten und diplomatischem Geschick weitergekommen. Auch vor falschen Darstellungen schreckt er manchmal nicht zurück. So stritt er in einer Pressekonferenz nach der Wahl von Karl Jürgen Klipper zum Fraktionsvorsitzenden der CDU im vergangenen Jahr jede Beteiligung am zuvor erfolgten Putschversuch gegen Klipper zunächst ab. Erst als ihm detailliert seine von Journalisten beobachteten Beeinflussungsversuche vorgehalten wurden, räumte er ein, zu den Drahtziehern des Vorfalls gehört zu haben. Es sollte weitere Zeit dauern, bis er sich – wieder einmal – öffentlich entschuldigte.

Doch immer, wenn man dachte, Blömer sei nun endgültig weg vom Fenster, tauchte er nach einer Karenzzeit wieder auf. Schon in den 80er Jahren wütete Blömer als Kontrahent von Rolf Bietmann in der Kölner CDU. Da wurden geheime Verträge geschlossen, und es wurden Bataillone für Abstimmungen an innerparteilichen Flügeln gesammelt. Seit dieser Zeit nennt Blömer den Stadtbezirk Lindenthal sein „eigen“; der Verband hat ein starkes Eigenleben innerhalb der Kölner Union.

Mittlerweile bringt der „Fall Blömer“ sogar den Generalsekretär der Landes-CDU, Hans-Joachim Reck, in Bedrängnis. Parteifreunde meinen, er hätte sich in Köln mit dem Falschen angelegt. Denn Blömer hat es immer wieder geschafft, dass er an der Basis seinen Ruf gegen die „böse“ NRW-Union rettete. Bei einem König schaut man halt nicht hinter die Kulissen.