BERNWARD JANZING ÜBER INTELLIGENTEN KLIMASCHUTZ
: Freund Fahrrad

Diesen Superlativ kann das Fahrrad für sich beanspruchen: Es ist die meistunterschätzte und meistmissachtete Klimaschutztechnologie. Man stelle sich vor, das Fahrrad würde ab sofort für alle Fahrten genutzt, bei denen es schlicht das intelligenteste Verkehrsmittel ist – der Effekt für den Klimaschutz wäre gigantisch.

Denn für Kurzstrecken schlägt das Rad das Auto in jeder Hinsicht. Das Rad ist in der Stadt fast immer das schnellste Verkehrsmittel, es ist das billigste, und das umweltfreundlichste ist es sowieso. Jede Fahrt mit dem Fahrrad ist ein Beispiel dafür, dass Klimaschutz kein Geld kosten muss, sondern Geld sparen kann.

Und dennoch wird das Velo immer und überall benachteiligt: Für Autos gibt es Parkhäuser in den Städten, doch vernünftige Abstellanlagen für Bikes sind rar. Vernünftig heißt: überdacht und mit soliden Bügeln zum Anschließen des Fahrradrahmens versehen. Die Autostraßen sind gut beschildert, ein ausgeschildertes Radwegenetz gibt es hingegen nur selten. Und die Ampelphasen orientieren sich allzu oft nur an den Bedürfnissen der Autofahrer.

Politisch ist das alles unverständlich. Denn die Attraktivität einer Kommune steigt mit dem Anteil des Fahrradverkehrs: Fahrradstädte wie Münster und Freiburg sind für ihre Lebensqualität bekannt. Natürlich waren nicht alle Städte untätig. Fortschrittliche Gemeinden haben Fahrradschleusen geschaffen, sodass die Radfahrer an den Ampeln vor den Autos stehen und losfahren können. Sie haben Radwege gebaut und explizite Fahrradstraßen ausgewiesen. Und doch geht alles viel zu langsam. Jede Stadt, die Klimaschutz ernst nimmt, muss möglichst schnell Gelder umschichten – vom Ausbau der Auto- hin zur Fahrradinfrastruktur.