Gebärprämie für Besserverdienende

betr.: „Der Reiz des Elterngeldes“, taz vom 10. 11. 04

Einerseits bricht sich endlich, endlich die Erkenntnis Bahn, dass wir es uns auf Dauer nicht leisten können, die öffentliche Bildung der Kleinkinder zu vernachlässigen und die gut ausgebildeten jungen Frauen in die Küchen abzuschieben. Andererseits stützt die Bundesregierung mit Ehegatten-Splitting im Steuerrecht und der kostenlosen Mitversicherung der nicht erwerbstätigen Ehefrau im Sozialrecht die traditionelle Arbeitsteilung in den Familien.

Renate Schmidts angekündigte Elterngeldreform ist ein weiteres Zückerchen für den männlichen deutschen Familienernährer, der durch staatliche Transferleistungen eh schon ziemlich angeschwollen ist. Denn Maßstab für die Höhe des Elterngeldes nach Einkommen soll nicht der Verdienst desjenigen sein, der für ein Jahr aus dem Beruf aussteigt, um das Kind zu versorgen. So wird’s nämlich (wenn auch mit Deckelung) in Schweden gehandhabt, auf das sich Schmidt zu Unrecht beruft.

Beim deutschen Reformvorhaben (zumindest hat die Bundesfamilienministerin das bei früherer Gelegenheit so verkündet) soll vielmehr das Haushaltseinkommen der Maßstab sein, nach dem sich die Höhe der Transferleistung richtet. Das heißt, das neu gedachte Elterngeld ist auch dann hoch, wenn die Frau ihren meist schlechter bezahlten Erwerb aufgibt und Vater möglichst mit Überstunden weiter ranklotzt und Karriere macht. Mag sein, dass die Mütter durch die kürzere Bezugsdauer des Elterngelds früher in den Beruf zurückkehren. Die Väter werden jedenfalls nicht ermuntert, ihre Karrieren für ein paar Monate zu unterbrechen. So laufen die Reformpläne doch wieder auf eine Gebärprämie hinaus, diesmal nicht von der CSU ausgelobt, sondern von der SPD. Und vorzugsweise für Besserverdienende. CLAUDIA PINL, Köln

Ich glaube nicht, dass Elterngeld zu mehr Kindern führen wird. Prinzipiell ist das wohl eher ein gesellschaftliches Problem, da Kinderkriegen nicht cool ist und somit wohl immer weniger junge Leute Kinder bekommen. Daran werden sicher auch viele neue Kitaplätze nichts ändern. Die helfen sicherlich den Eltern, die gerne frühzeitig wieder arbeiten gehen wollen/müssen. Aber bekommt man denn Kinder, um gleich wieder zu arbeiten?

Dass Kinder ein sehr großes Armutsrisiko in Deutschland darstellen, wird sicher auch viele davon abhalten, Nachwuchs zu bekommen. An diesem Armutsrisiko wird auch das Elterngeld nichts ändern, so wenig, wie es jetzt das Erziehungsgeld tut. […]

IRIS KIRCHFELD, Petershausen

Na toll, da wird dat Kind zur Prämiensau. Und wenn’s dann Knete reingebracht hat, zack, am ersten Geburtstag, ab in die Kita. […]

Eigentlich sind alle doof, die dann ab 2006 unter 100.000 im Jahr verdienen und trotzdem noch Kinder in die Welt setzen. Bringt doch nix. Und voll doof die Frauen, die ohne vorher zu arbeiten Kinder kriegen. Die kriegen nämlich dann gar nix, null, fertig: Niete. Da kann der Alte aber ranschaffen. Ja, da hat er nix zu lachen. Andersrum, über 100.000 und dann fünf Kinder im Zweijahresabo, zwischendurch immer schön arbeiten, dann ist die halbe Villa abgezahlt. Prima.

Bin ich blöd. Hab vier Kinder. Na ja, die Mama ist bei uns zu Hause statt am Arbeiten. Voll unproduktiv. Man sollte Karrierepflicht einführen ab dem 1. Geburtstag, und überhaupt, Kinder erst ab 100.000 Euro erlauben. Jawoll. So ein völlig unproduktiver Luxus. Is doch asozial. Die armen Kinder, kriegen keine Villa. Ojemine. Gehört verboten, oder? MICHAEL ACKERMANN, Schellklingen