Bremen im Quadrat

Acht Bremer Künstlerinnen gestalteten ein Memory-Spiel. Die Motive: Roland, Rathaus und vieles, was buten und binnen so spielt

Der Sauhirte von der Sögestraße stößt wild sein Horn in den nachtblauen Himmel. Er ist umringt von gelben Schweinen auf knalligem lila Untergrund.

Glückselig grinsend liegt dasPferd im Bett: Augen zu, Ohren ordentlich eingeklappt, die Mähne sortiert. Drumherum liegen die anderen Streuner von den Stadtmusikanten: Hund und Hahn gut zugedeckt, die Katze auf der Decke zusammengerollt, alle im wohligen Schlaf. Eine charmante Zeichnung der Bremer Ausreißer-Truppe. Kunst. Nein, ein Spiel. Beides: Das Stadtmusikanten-Bild ist Teil eines Spiels, das „Bremory“ heißt – ein Memory-Spiel mit Bremer Motiven, gestaltet von acht Bremer Künstlerinnen.

„Wir sind alle hoffnungslose Bremerinnen. Wir kommen hier einfach nicht weg“, sagt Isa Fischer über sich und ihre Mit-Malerinnen. Die acht Frauen kennen sich noch aus der Zeit des Studiums an der Hochschule für Künste in den 80er Jahren. Heute arbeiten sie als Cartoonistin, als freie Malerin oder als Grafik-Designerin – und treffen sich immer noch regelmäßig. Bei einem der Zusammenkünfte ersannen sie die Idee, einmal Memory-Karten zu bemalen, „einfach aus Spaß oder als Weihnachtsgeschenk für FreundInnen“. Das war 1998, ein Satz Memory-Karten entstand. Lange lagen die bemalten Pappen dann vergessen in einer Kiste bei Isa Fischer. Bis diese sich im Jahr 2001 entschloss, die Zeichnungen einmal als ganzes Spiel drucken zu lassen.

Ganz unterschiedlich sind die 48 Bremory-Motive gezeichnet. Der Sauhirte aus der Sögestraße stößt wild sein Horn in den nachtblauen Himmel. Er ist umringt von gelben Schweinen auf knalligem lila Untergrund. Das Bremer Rathaus präsentiert sich hingegen naturgetreu, das Dach lindgrün, die gotischen Spitzen über den Fenstern. Ganz anders wieder die Wallanlagen: Aus der Vogelperspektive gezeichnet sieht man vor allem eine rote Fläche, durchschnitten von Wegen und Wasserläufen. „Klar, jede von uns durfte so malen, wie sie das gut findet“, sagt Fischer. Gemeinsam ist den Bildern eine gewisse Lässigkeit und die Liebe zu charmanten Details.

Als 1.000 Exemplare des Bremory gedruckt waren, bot Isa Fischer das Spiel Bremer Firmen als Weihnachtsgeschenk für ihre Kunden an. Ein paar Spiele blieben übrig und die brachte Fischer in Buchläden – wo sie ganz fix verkauft waren. Dank eines Sponsors gibt es nun eine Neuauflage des Bremory – nochmals 1.000 Exemplare Heimat-Spiel. Kosten: 23 Euro, zu bekommen in ausgewählten Bremer Läden oder über‘s Internet.

Die Themen der Karten sind überwiegend gewöhnlich: Der Roland und die Speckflagge, Schnoor und Hafen, Bremer Schlüssel und Bremer Wetter. Nicht das unbekannte, das unkonventionelle, das unheimliche Bremen, sondern das Typische, das Touristische, das Stilisierte haben die Künstlerinnen größtenteils gewählt. Einige Motive sind allerdings dabei, die man dann doch wohl nur als BermerIn kennt: Die Eiswette, bei der die Bremer Kaufmannschaft wettet, ob im Januar die Weser zugefroren ist. Die Geschichte von Gesche Gottfried, Bremens berühmter Giftmörderin. Oder die kleine Sielwall-Fähre, die den Dürstenden über die Weser zum Café Sand bringt.

Viele Bremory-Fans sind Exil-BremerInnen, erzählt Fischer. „Die haben irgendwann in ihrem Leben hier gewohnt und wollen sich schmunzelnd zurückerinnern.“ Oder einfach ihr Gedächtnis trainieren. Wo lag noch der zweite Roland...? dos

Wer Schmunzeln, Schenken oder selber Spielen möchte, findet alle wichtigen Informationen unter www.bremory.de