„Neues Aufrüsten“

Publizist Hermannus Pfeiffer kritisiert die Marine

taz: Herr Pfeiffer, worum geht es in Ihrem neuem Buch „Seemacht Deutschland“, das Sie heute vorstellen?

Hermannus Pfeiffer: Der Aufbau von Seestreitkräften und die Ausbreitung internationaler Handelsströme scheinen sich gegenseitig zu bedingen. So etablierte die Hanse die erste deutsche Seemacht und Kaiser Wilhelm II. die zweite, die im Ersten Weltkrieg endete. Gerhard Schröder legte mit den maritimen Leitlinien 2000 den Grundstein für ein neues Aufrüsten.

Braucht Deutschland überhaupt Seestreitkräfte?

Ja, aber nicht in der geplanten Form. Die neuen deutschen High-Tech-Schiffe sind auch auf Landbeschuss ausgelegt, das steht in keinem Zusammenhang mit dem vorgehaltenen Schutz des Handels. Die Marine sollte sich auf den Küstenschutz beschränken.

Ist Piraterie die zentrale Gefahr der heutigen Schifffahrt?

Piratenübergriffe sind weltweit sogar zurückgegangen, nur sind die heutigen Angriffsgebiete von geostrategischer Bedeutung. Die deutsche Marine nutzt diese Pseudokriegseinsätze als Testlauf für eine „maritime Basis“. Das Meer ist der Schatz der Schätze. Ich sehe angesichts der Ressourcenfülle keinen Grund aufzurüsten, sondern bei anständiger Aufteilung großes Friedenspotential. INTERVIEW: JV

Buchvorstellung: „Seemacht Deutschland“, 19.30 Uhr, Cap San Diego, Liegeplatz Überseebrücke

HERMANNUS PFEIFFER,

Publizist, 53. Warnt vor Aufrüstung der deutschen Seestreitkräfte. Foto: Promo