Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Die Geschichte des Helgoländer Schriftstellers James Krüss von 1962 ist berühmt, weise, abenteuerlich und ergreifend. Und eine Art „Faust“ für Kinder: die Geschichte von „Timm Thaler“, der eines Tages sein Lachen mit einer mephistophelischen Gestalt namens Baron Lefuet gegen die Fähigkeit tauscht, jede Wette zu gewinnen, also reich zu werden. Doch dann stellt er fest, dass dies ein schlechter Handel war, und versucht, sein Lachen zurückzubekommen. Im Theater an der Parkaue inszeniert nun die 1971 in Polen geborene Grazyna Kania eine Theateradaption des Stoffs. Die Premiere ist am Sonntag. Aber auch Erwachsene brauchen Märchen, zum Beispiel das vom weißen Teufel, das sich vor 400 Jahren der elisabethanische Schauerdramatiker John Webster erdachte, und das eigentlich gar kein Märchen ist. Sondern eine Geschichte über Machthunger, Gewalt und sozialem Aufstiegsdrang. Wie so etwas heutzutage funktionieren könnte, das spielt nun auf der Basis des uralten Webstermaterials Daniel Tharau in seiner vom Kunstpalast Berlin produzierten „White Devil Show“ unter Zuhilfenahme diverser avantgardistischer Finessen durch, die am Freitag im U5 am Auerbacher Ring in Hellersdorf Premiere hat. Etwas ganz Besonderes ist das dokumentarische Schattentheater des Theaters Zeebelt aus Den Haag, das sich nun mit seiner „Phantomstory“ ins Jahr 1976 beamt, als der internationale Terrorismus in der Phantomgestalt Carlos seine erste Hochzeit erlebte. Wie luzide Nicola Unger mit verschiedenen visuellen Medien jongliert, um ihre Geschichte zu erzählen, sollte man sich nicht entgehen lassen, am Freitag im Ballhaus Ost. Im Übrigen haben sämtliche Berliner Bühnen die Nacht von Samstag auf Sonntag zur „Langen Nacht der Opern und Theater“ ausgerufen und bieten eine Nacht lang Bühnenkunst ohne Grenzen.

„Timm Thaler“: Theater an der Parkaue, ab So

„White Devil Show“: Kunstpalast Berlin (im U5), ab Fr

„Phantomstory“: Ballhaus Ost, Fr

Lange Nacht der Opern und Theater, Sa. www.berlin-buehnen.de