Die kleinen, feinen Unterschiede

Sieben türkische Listen kandidieren bei der Wahl zum Kölner Integrationsrat. Alle wollen bessere Bildungschancen für Migranten, aber nicht jede Liste ist für eine Großmoschee

KÖLN taz ■ Die meisten der 271 Bewerber für die noch bis zum 21. November laufenden Integrationsratswahlen sind türkischer Herkunft. Die sieben türkischen Listen haben ähnliche Forderungen, setzen aber jeweils andere Schwerpunkte. Ein Überblick:

Viele Kandidaten der „Liste Birlik“ (LB) waren schon im alten Ausländerbeirat aktiv. Spitzenkandidat ist dessen derzeitiger Vorsitzender Metin Sirin. Sein wichtigstes Ziel ist das kommunale Wahlrecht für alle Migranten und der Ausbau des muttersprachlichen Unterrichts. Von der Stadt erwartet Sirin mehr Ausbildungsplätze und mehr Jobs für Migranten. Außerdem will LB einen muslimischen Friedhof und eine repräsentative Moschee. Die LB sei ein „politisch unabhängiges Bündnis“, sagt Sirin. Die anderen Listen seien sozialdemokratisch bis gemäßigt einzustufen. „Extremisten kandidieren nicht“, versichert er.

Die „DIALOG Wählergemeinschaft“ kommt aus dem Verein „Dialog“, der seit zehn Jahren in Köln Nachhilfe- und Sprachunterricht anbietet. Für die Wählergemeinschaft, die sich ebenfalls als politisch unabhängig bezeichnet, ist Bildung die beste Integration. Spitzenkandidat Dogan Yasar tritt daher vor allem für mehr Sprachunterricht ein.

„Herz für Avrasya“ versteht sich als „neutral, überparteilich und liberal“. Kandidat Serdar Demir liegen vor allem die Jugendlichen am Herzen. „Es braucht mehr Sozialarbeit für die Jugendlichen auf der Straße“, fordert der 34-jährige Jurist, der in Köln aufgewachsen ist. Gleichzeitig müssten die ausländischen Unternehmen mehr für die Ausbildung tun.

Serap Alpsoy von der „Demokratischen Vereinigung“ (DV) sieht ihren Schwerpunkt in der Förderung von Kindern und Jugendlichen. „Eltern müssen für die Möglichkeiten, die es bereits für ihre Kinder gibt, sensibilisiert werden.“ Zudem tritt sie für Frauenförderung und Angebote für ältere Migranten ein. Die DV sei „parteipolitisch unabhängig“ und wolle als Brücke zwischen den Kulturen fungieren.

Nach dem Bombenattentat von Mülheim hat sich die „Friedens- und Solidaritätsplattform“ (BAKA) gegründet, die vom türkischen Menschenrechtsverein „Tüday“ bis zum Netzwerk „kein Mensch ist illegal“ reicht. Die linksorientierte Liste will für mehr Ausbildung und Arbeitsplätze für ausländische Jugendliche kämpfen. Außerdem müssten Migrantenghettos verhindert werden, indem die Stadt bei der Vergabe von Sozialwohnungen für eine Mischung der Kulturen sorgt. Den Bau einer Großmoschee lehnt Kandidat Selahattin Toprakci ab. „Wer das fordert, ist extremistisch.“ Thomas Spolert