Filmfestival für die Menschenrechte

Dass es um die Menschenrechte nicht zum Besten steht, ist eine Binsenweisheit. Dass dies nicht nur finstere Schurkenstaaten am anderen Ende der Welt betrifft, sondern dass auch bei uns diskriminiert und entwürdigt wird, ebenfalls. Menschenrechtsverletzungen in all ihren Ausformungen sind das Thema des ab heute bis zum 24. November laufenden Berliner „One World“-Medienfestes, das sich als Ableger des gleichnamigen, seit 1999 jährlich in Prag stattfindenden Festivals versteht.

Wichtigstes Medium ist der Dokufilm, der mal als Beweismittel für die herrschenden Zustände, mal als Mittel zur psychologischen Verarbeitung fungiert und nicht zuletzt Unbeteiligten einen visuellen Zugang ermöglicht. Die Themenspanne reicht vom Coming-out lesbischer Mädchen in Schweden („Du ska nog se att det går över“) bis zum Massenmord im Kambodscha der 1970er („La machine de mort Khmère Rouge“, siehe Foto). Um die spezifische Gefährdung eines einzelnen Grundrechts, nämlich der Pressefreiheit und Meinungsvielfalt, geht es beispielsweise in „Bezesni noci – Schlaflose Nächte“ und „Citizen Berlusconi“, die die medialen Verhältnisse in Tschechien bzw. Italien untersuchen.

Dazu wird anhand aktueller und vergangener Konflikte mal der schleichenden Erosion, mal dem schockartigen Verschwinden der Menschlichkeit nachgespürt. Der Film „Welkom in Holland Campus Vught“ etwa schildert die alltäglichen Entwürdigungen in einem niederländischen Abschiebelager. Hingewiesen sei auch auf „Machssomim“, eine Doku über Anspannung, Misstrauen und Schikane an einem Grenzübergang zwischen Israel und dem Gaza-Streifen, und auf „Terror in Moscow“, der sich mit dem Geiseldrama in der russischen Hauptstadt und dessen Hintergrund befasst. Die Filme werden von Podiumsdiskussionen flankiert, unter den elf Spielstätten sind das Haus der Demokratie und Menschenrechte, das Filmkunsthaus Babylon, das Dokument-Kino und das Jüdische Museum. Es stehen fast 50 Filme auf dem Programm. Info (auch zum weiteren Programm): www.oneworld-fest.de. DX