Muslim-Feiertag in Berlin?

Christian Ströbele ergänzt seine Idee eines muslimischen Feiertags: „Warum nicht in einzelnen Bundesländern?“

Christian Ströbele, MdB und stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen, hält an seiner Überlegung zu einem islamischen Feiertag in Deutschland fest. Genauer formuliert: einem gesetzlichen Feiertag, der dokumentiert, dass man „den Islam als Weltreligion respektiert“.

Der Vorschlag war von den Unionsparteien unisono, aber auch von Grünen als abwegig bezeichnet worden. Höhepunkt der Erregung: Friedbert Pflügers Analyse, dies sei eine „Fortsetzung der Kulturevolution der 68er“. In Bild war er gestern sogar ein „Kamel“ genannt worden. „Ich habe kein Problem damit, als Kamel bezeichnet zu werden“, sagte Ströbele der taz. „ Ich habe Kamele kennen gelernt. Das sind sehr angenehme, genügsame Tiere.“ Sein Ansatz sei auch nicht kulturrevolutionär. Sein Ansatz rührt aus der Gewalteskalation in den Niederlanden und mündet in die Frage: „Was ist die Antwort auf diese Hass- und Gewaltauswüchse?“ Er hat sie nicht. Er hat allerdings die Qualität der laufenden Diskussion verfolgt, in der unter anderem die baden-württembergische Ministerpräsidentinnenkandidatenkandidatin Annette Schavan (CDU) den Vorschlag machte, muslimische Geistliche zum Predigen auf Deutsch zu verpflichten. Staatliches Reglementieren? Ströbele: „Das ist völlig daneben, vorschreiben zu wollen, in welchen Sprachen man beten soll.“

Bis gestern hatten ihn eine ganze Menge Mails zu diesem Thema erreicht, auch viele negative. Die allerdings nach seiner Einschätzung „von Leuten, die sowieso sagen, Ströbele und die Grünen sind für das Land der Untergang“. Allerdings hatte auch die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt Ströbeles Überlegung mit den Worten abgeschmettert, es käme „ja auch niemand auf die Idee, in Saudi-Arabien solle der Pfingstmontag gefeiert werden.“

„Ich würde die Situation ungern mit Saudi-Arabien vergleichen“, kontert Ströbele. Dort habe man neben anderem „nicht den Anspruch, ein laizistischer Staat zu sein“. Im Übrigen gibt es in Saudi-Arabien (98 Prozent Muslime) praktisch keine Christen (0,8 Prozent), in Deutschland dagegen 3,5 Millionen Muslime.

Nicht mehr festhalten will Ströbele an der Idee, für den muslimischen einen christlichen Feiertag zu streichen. Er wolle „den Christen nichts wegnehmen“. Der muslimische Feiertag müsse ja nicht in ganz Deutschland gefeiert werden.

Denkbar seien Bundesländer mit „weniger Feiertagen als in Bayern oder Baden-Württemberg“ und einem hohen Anteil von Menschen muslimischen Glaubens. „Berlin könnte so ein Land sein.“

Ein weitergehender Vorschlag Ströbeles: „Ein Feiertag der Weltreligionen.“ Wichtig sei die Botschaft: „Das richtet sich nicht gegen jemand, sondern soll der Fremdenfeindlichkeit etwas entgegensetzen.“ PETER UNFRIED