Nationalisten siegen im türkischen Teil Zyperns

WAHLEN Der Parteichef der Rechten, Dervis Eroglu, lehnt eine Wiedervereinigung der Insel ab

BERLIN taz | Bei den Parlamentswahlen auf Nordzypern am Sonntag hat die nationalistische Partei der Nationalen Einheit (UBP) rund 44 Prozent der Stimmen und damit 26 Mandate erhalten. Parteichef Dervis Eroglu kann im 50-köpfigen Parlament in Nordnikosia künftig mit absoluter Mehrheit regieren. Die linksliberale Türkisch-Republikanische Partei von Präsident Mehmet Ali Talat kam dagegen nur noch auf 29 Prozent und erhält nur noch 15 statt bisher 24 Sitze. Nordzypern ist international nicht anerkannt. In dem Ministaat sind rund 30.000 türkische Soldaten stationiert.

Das Wahlergebnis ist ein schwerer Schlag für die seit Monaten laufenden Zyperngespräche zwischen Inselgriechen und -türken im Allgemeinen und für Präsident Talat im Besonderen. Eroglu hatte sich im Vorfeld gegen eine Zusammenarbeit mit den Nachbarn im Süden ausgesprochen und favorisiert eine Zweistaatenlösung. Er erklärte, dass er die Gespräche zwischen Talat und dem zyperngriechischen Präsidenten Demetris Christofias zwar nicht torpedieren werde, jedoch in Zukunft an den Verhandlungen teilnehmen will.

Die Zyperngespräche sind ohnehin schon seit längerem ins Stocken geraten. Beide Seiten konnten sich bisher nicht darauf einigen, wie stark die Position einer Zentralregierung in dem geplanten Bundesstaat werden soll. Talat will die Verhandlungen aber spätestens bis Ende des Jahres abschließen. Er und Christofias kommen jeweils aus linken Parteien. Der zyperngriechische Präsident hatte vor den Wahlen gewarnt, ein Sieg der Nationalisten könnte zum Scheitern der Gespräche führen.

Das rechte Wahlergebnis gilt unter Beobachtern auch als Ergebnis der fehlgeschlagenen Friedensbemühungen. Zudem hat die Wirtschaftskrise Nordzypern, das stark vom Tourismus abhängt, besonders hart erwischt. Schon 2008 schrumpfte die Wirtschaft um 1,9 Prozent. Inzwischen ist jeder vierte Jugendliche arbeitslos. KLAUS HILLENBRAND