Klo als Menschenrecht

Experten beraten, wie die Welt mehr Toiletten bekommt. 2,4 Milliarden Menschen müssen noch ohne auskommen

PEKING ap/afp ■ „Die Verfügbarkeit sauberer Toiletten ist ein Menschenrecht.“ Das sagte gestern Jack Sim, Gründer der Welt-Toiletten-Organisation, zur Eröffnung eines internationalen Fachkongresses in Peking. Mehrere hundert Hygieneexperten, Stadtplaner, Klodesigner und Umweltschützer debattieren dort drei Tage lang über das stille Örtchen.

Was sich zunächst skurril anhört, ist auf den zweiten Blick durchaus ernst. „Weil nicht über Toiletten geredet werde, leiden die Menschen unter verdreckten und defekten Anlagen“, sagte Sim. Die Toilette sei deshalb „vielleicht das letzte Tabu, das gebrochen werden muss“.

Den Experten geht es nicht nur um die Auswirkungen unhygienischer Sanitäranlagen auf die Gesundheit, sondern auch um die Folgen für die wirtschaftliche Entwicklung. So beraten die Fachleute über wassersparende Spültechniken und die Verwaltung öffentlicher Waschräume. Zudem beschäftigen sie sich damit, wie stark die touristische Entwicklung durch mangelhafte Sanitäranlagen behindert wird.

Weltweit haben nach Schätzungen des UN-Umweltprogramms Unep 2,4 Milliarden Menschen keinen Zugang zu Toiletten. Sie müssen deshalb ins Freie ausweichen. Die Fäkalien verschmutzen so aber Grundwasser und Flüsse, wodurch sich Viren, Bakterien und Parasiten verbreiten können.

Laut Bindeshwar Pathak von der indischen Nichtregierungsorganisation Salabh International, die sich für Sanitäranlagen einsetzt, haben allein in Indien 700 Millionen Menschen keine Toilette. Sie sagt: „Frauen leiden besonders, sie müssen entweder vor oder nach Sonnenuntergang gehen.“