Zwei vorne, der Rest weit hinten

Grüne wählen EU-Kandidaten: Harms und Beer nach vorne, die Bremerin Helga Trüpel auf den unsicheren 13. Platz und den Hamburger Farid Müller weit nach hinten

Der von aller Welt nur „Dani“ Genannte eilte mit „Wo ist die Helga?“-Rufen durch die Halle

Dresden taz ■ Während die grüne Basis bei ihrem Parteitag in Dresden am Samstag wie erwartet Rebecca Harms auf Platz 1 und mit etwas Mühe Angelika Beer auf Platz 5 der Kandidatenliste zur Europawahl platziert hatte, verfuhr sie mit den KandidatInnen aus Bremen und Hamburg wenig bis gar nicht gnädig.

Lange Gesichter gab es bei der kleinen Delegation der Bremer Grünen. Die ehemalige Kultursenatorin Helga Trüpel, derzeit europapolitische Sprecherin ihrer Fraktion und Vize-Präsidentin der Bremischen Bürgerschaft, hatte sich Chancen auf einen aussichtsreichen Listenplatz ausgerechnet. Dem Vernehmen nach hatte sich vor allem Guru Cohn-Bendit intern für Trüpel stark gemacht. Und in der Tat konnte man beide auf dem Parteitag häufig Seit an Seit sehen. Der von aller Welt nur „Dani“ Genannte eilte bisweilen mit hektischen „Wo ist die Helga?“-Rufen durch die Halle – doch auch das half nichts: Bei ihrem Versuch, den sicheren Listenplatz 7 zu ergattern, kam die Bremerin lediglich auf 9,97 Prozent der Stimmen. In ihrer Bewerbungsrede hatte sich die Ex-Senatorin, deren politische Vision „ein multikulturelles, transnationales Zusammenleben auf unserem wunderbaren Kontinent“ ist, die „lieben Grünen“ unter anderem darauf hingewiesen, dass die Bemühungen Bremens, zur Kulturhauptstadt Europas gekürt zu werden, „auf meine politische Initiative zurückgehen“. Gewählt wurde sie schließlich auf Rang 13 der Grünen-Liste. Um damit ins EU-Parlament zu kommen, müssen die Grünen ein deutlich zweistelliges Wahlergebnis erzielen.

Enttäuschung machte sich auch beim Hamburger Landesverband breit. Obwohl er auf dem Parteitag unzählige Werbe-Flugblätter für sich hatte verteilen lassen, auf denen unter anderem Sankt-Pauli-Präsident Corny Littmann und der Regisseur Rosa von Praunheim zu seiner Wahl aufriefen, verweigerten die Delegierten dem Vizepräsident der Hamburger Bürgerschaft Farid Müller einen sicheren Listenplatz. Müller wollte sich als „Vertreter von Schwulen und Lesben“ in Brüssel besonders für „diskriminierte Minderheiten“ stark machen. Doch das half ebenso wenig wie Müllers Taktik, sich als den „Nordkandidaten für Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg“ zu bezeichnen.

Zornesbeben herrschte bei der Grünen Jugend: Ihr Kandidat Benjamin von der Ahe, der auf Vorschlag der Landesverbände Niedersachsen und Bremen auf Platz 10 antrat, hielt eine vor allem rhetorisch derart schwache, verkrampfte, mitunter an misslungenes Kabarett erinnernde Rede, dass er von den Delegierten kühl nach hinten auf Rang 14 durchgereicht wurde. Auch die – mitunter wie bestellt wirkenden – Fragen konnten für den 27-Jährigen aus Leer nichts mehr retten: „Benjamin, wie stellst Du Dir eine künftige europäische Drogenpolitik vor?“ – „Ich bin für eine humane Drogenpolitik.“

Markus Jox

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