fußpflege unter der grasnarbe
: Luxusprobleme beim HSV

„De törn för nix“ heißt ein 'Asterix'-Band auf Plattdeutsch. „Die ganze Reise umsonst“, mal frei übersetzt. So ähnlich könnten auch die letzten zehn HSV-Jahre betitelt werden. Und heute? Ein Unentschieden gegen den Nordrivalen uns schon wird vom UI-Cup geträumt.

Berechnetes Mittelmaß

Immerhin nur der UI-Cup, wo doch eigentlich heimlich von der Meisterschaft die Rede war. Das denken zumindest jene, die a) kein HSV-Spiel live gesehen haben, b) nicht alle Tassen im Schrank, c) die Hamburger Tagespresse verfolgen oder d) alles gleichzeitig tun. Und, selbstredend, die Mannschaft denkt das auch, dass sie eigentlich viel superer als der momentane Tabellenstand ist.

Was für ein Wunder, nach der 1a-Halbzeit gegen Werder. Aber nicht nur darum: Sie wird, wie beim HSV seit jeher üblich, mit einem der teuersten Busse der Liga rumkutschiert, logiert in schöner Regelmäßigkeit in den nobelsten Schuppen weit und breit und reist, nur um ein bisschen zu trainieren, an die schönsten Orte der Welt. Ist ja schließlich der HSV. Der macht das eben so. Der Erfolg: Rechnet man die Endplatzierungen der letzten zehn Jahre zusammen und teilt die durch zehn, dann kommt da der beinahe UI-Cup-taugliche Platz neun bei raus.

Hamburg ist nicht Stuttgart

Und während alljährlich neue große Ziele formuliert werden, wird folgende Ahnung erweckt: Wir werden eh nie wieder Deutscher Meister.

Und ein zweites Stuttgart will Hamburg auch nicht sein. Weit und breit sind keine Jungstars in Sicht. A- und B-Jugend krebsen, wie die Amateure, in ihren Ligen vor sich rum. Und, zurück zu den Profis, wofür eigentlich auf den UEFA-Cup-Platz hoffen? Um nächstes Jahr wieder in der ersten Runde auszuscheiden?

Keine fetten Perspektiven

Es ist zum Verzweifeln und an der Zeit, Perspektiven zu schaffen. Statt das Geld in teure Busse, Trainingslager, Hotels und überbezahlte Mitarbeiter mit nicht zu durchschauenden Aufgaben zu pumpen, überlegt man sich, woher die meisten großen HSV-Spieler der Vergangenheit kamen, kratzt zusammen, was man noch hat, und schüttet es der Jugendarbeit und ausgebildeten Trainern in den Rachen. Zehn Jahre Mittelmaß mehr oder weniger machen den Kohl auch nicht mehr fett.

Sicherlich kein Luxusproblem

Darum: Die jetzigen Profis weiter vor sich hindaddeln lassen und still und leise die Mannschaft von jungen HSV-Talenten unterwandern lassen. Und dann ist es auch bald wieder amtlich: Deutscher Meister HSV! Und, ihr Nörgler, keine Sorge: So viele gute junge Leute können von Dortmund und Bayern gar nicht so schnell weggekauft werden, wie die wieder nachrücken! Wie Lemminge! Für ein verkauftes Talent rücken zwei nach.

In dieser Hinsicht hat der HSV ausnahmsweise kein Luxusproblem.