Weltbank bevorzugt die große Lösung

Eine aktuelle Studie favorisiert beim globalen Warenaustausch einen möglichst freien Handel in der WTO. Dochauch Abkommen zwischen einzelnen Ländern können sinnvoll sein. Allerdings zieht der Süden dabei oft den Kürzeren

VON KATHARINA KOUFEN

Freier Wettbewerb im eigenen Land ist gut, Freihandelszonen mit ein paar Nachbarländern sind besser. Am besten aber ist die Welthandelsorganisation (WTO) – also weltweit freier Handel mit möglichst allem. Das ist die Quintessenz einer Studie, die die Weltbank heute vorstellt.

Die Themenwahl kommt nicht von ungefähr. Letzten Herbst in Cancún scheiterte der Versuch, die stockende Welthandelsrunde voranzubringen. Seither diskutieren die Experten über die Zukunft des Handels: Weltweiter freier Handel à la WTO? Oder eher kleinere Bündnisse wie das Paradebeispiel EU oder der südamerikanische Mercosur? Oder vielleicht doch wieder mehr Abschottung vor chinesischen Billighemden, wie es die amerikanischen Gewerkschaften gerne sähen?

Die Weltbank, die sich mit der Möglichkeit neuer Schutzzölle zu Recht gar nicht erst befasst, räumt immerhin den Nutzen kleinerer, regionaler Freihandelszonen ein: Sie seien überschaubarer und könnten daher schneller Akzeptanz in der Bevölkerung finden. Sie könnten individueller auf die Bedürfnisse der einzelnen Länder eingehen – anders als die WTO, die nur als Gesamtpaket mit Risiken und Nebenwirkungen zu haben ist. Sie übten Druck auf die Regierungen der beteiligten Länder aus, Themen wie Wettbewerb, Transparenz und Investitionssicherheit auf die Agenda zu setzen. Und: Sie ebneten damit den Weg in die WTO.

In der Regel funktionieren der Studie zu Folge „Süd-Süd“-Handelsabkommen schlechter als „Nord-Süd“. Vereinbarte Erleichterungen werden oft nur schleppend umgesetzt. Schuld daran sind meist fehlende technische Ressourcen und mangelnder politischer Wille. Hinzu kommt, dass viele Regionen in Afrika oder Lateinamerika ähnlich einseitig in ihrem Exportangebot sind: Wenn zwei Länder nichts als Kaffee anzubieten haben, macht eine Freihandelszone wenig Sinn. „Nord-Süd“-Abkommen funktionieren meist besser, weil der stärkere Partner – EU, USA, Japan oder Kanada – Druck ausübt. Allerdings zieht das schwächere Land meist den Kürzeren, weil es von Entwicklungshilfe und Krediten des anderen abhängig ist – siehe Mexiko und die USA: Amerikanische Bauern verkaufen ihren subventionierten Mais billig im südlichen Nachbarland. Die Mexikaner aber dürfen ihre billigen Arbeitskräfte nicht einfach über die Grenze schicken.

Trotz der Vorteile regionaler Bündnisse sollen aber vor allem die Entwicklungsländer die Chancen der WTO nicht aus den Augen verlieren, warnt die Weltbank. Nur gemeinsam könnten sie die mächtigen USA und Europa dazu bringen, ihre Landwirtschaft nicht länger mit Subventionen zu päppeln und damit den Bauern in Afrika das Geschäft zu verderben.

Und: Nur ein einheitliches Welthandelssystem kann verhindern, dass einige Länder diskriminiert werden, weil andere den Vorzug haben. In die EU etwa dürfen die ehemaligen Kolonien der Europäer nach wie vor mehr Waren exportieren als andere Entwicklungsländer.