Aggressiveres Verhalten oder Teilnahmslosigkeit

SCHÄDELHIRNTRAUMA Schwere Schädelverletzungen können zu Persönlichkeitsveränderungen führen

BERLIN taz | Mit Schädelverletzungen ist nicht zu spaßen. Schon ein kleiner Stoß kann schwerwiegende Folgen haben. Gehirnerschütterungen und Gehirnprellungen können auch ohne äußere Verletzungen auftreten. Bewusstseinsstörungen bis hin zu Bewusstlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen oder emotionale Störungen sind einige Symptome, die auf eine Verletzung des Gehirns hinweisen. Aber selbst mit einer umfassenden Untersuchung und einem Computertomogramm (CT) können oftmals keine Aussagen über eventuelle Spätfolgen gemacht werden.

Je nach Schweregrad werden Schädel-Hirn-Trauma in drei Gruppen eingeteilt (SHT 1 bis 3). Während bei einer Gehirnerschütterung (SHT 1) nach wenigen Tagen eine vollständige Genesung eintritt, können bei der Gehirnprellung (SHT 2) und Gehirnquetschung (SHT 3) Spät- und Langzeitfolgen auftreten.

Schon bei der leichtesten Form eines Schädel-Hirn-Traumas können Gedächtnisstörungen auftreten. Bei SHT 1 betrifft diese Amnesie aber immer den Zeitraum vor dem schädigenden Ereignis. Auch der thüringische Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) kann sich nicht mehr daran erinnern, wie es zu dem Zusammenstoß auf der Skipiste kommen konnte. Bei ihm ist die Gedächtnislücke aber noch größer: „Mein allererstes festes Bild stammt aus Jena, etwa zehn Tage nach dem Unfall“, berichtete Dieter Althaus.

Bekannt ist auch das Phänomen, dass nach einem Schädel-Hirn-Trauma Persönlichkeitsveränderungen eintreten. Das kann in Form einer veränderten Gefühlswelt geschehen – aggressiveres Verhalten oder auch Teilnahmslosigkeit. Es sind auch Fälle bekannt, dass Betroffene ihren Körper oder beispielsweise einen Arm nicht mehr als eigenen akzeptieren.

Selbst viele Jahre nach einem Unfall mit Schädel-Hirn-Trauma können plötzlich noch Spätfolgen auftreten. In einer dänischen Studie, bei der mehr als 1,5 Millionen Menschen mit einbezogen, stellten Wissenschaftler von der Aarhus Universität fest, dass zehn Jahre nach einer Hirnverletzung noch ein erhöhtes Risiko für epileptische Anfälle besteht. WOLFGANG LÖHR