Gegen ’68er-Klischees

Walter Mossmann liest aus seinen „Erinnerungen“

taz: Du kommst heute nach Bremen – und singst nicht! Wie geht das?

Walter Mossmann, der erste Liedersänger der Anti-AKW-Bewegung: Ich hatte schon Anfang der 90er Jahre aufgehört zu singen, weil es mir gereicht hat. Ich fand, ich hätte genug gesungen. Lange bevor ich Kehlkopfkrebs bekam.

Du liest aus einem Buch, das sich mit der guten alten Zeit beschäftigt …

Nicht mit der guten alten Zeit, sondern mit einem historischen Abschnitt, der auch Vorgeschichte der taz ist, also den 60er und 70er Jahren. Ich habe viel darüber gelesen, sehr um Objektivität bemühte Werke, voller Klischees. Deshalb wollte ich dagegen meine Erzählung setzen, so subjektiv wie möglich – aus meinem Leben.

Auf deine politische Heimat Wyhl geht die bundesdeutsche Anti-AKW-Bewegung zurück.

Auf das obere Rhein-Dreiländereck.

Wer hatte die Idee, gegen diese Atomkraftwerke zu protestieren?

Das Vorbild für uns war der Larsac in Südfrankreich.

Jetzt musst du noch einmal erklären, was Larsac bedeutet.

Deswegen habe ich das Buch geschrieben, verstehst Du? Da wollte die französische Armee einen riesigen Schießplatz haben, 103 Bauernhöfe sollten plattgemacht werden. Da hat in kürzester Zeit in ganz Frankreich zu einem Widerstand des Volks geführt, auch die Intellektuellen in Paris wurden davon bewegt. Und der Widerstand war erfolgreich, das hat mich immer interessiert.

In Wyhl ist es dann auch gelungen.

Ja, auch in Gorleben.

Ich habe bei dir gelesen, dass das Symbol „AKW – nein danke“ von einer dänischen Studentin erfunden wurde.

Ja, sie war die Tochter eines Strommanagers.

An wen richtet sich Deine Lesung?

Ich hab keine Zielgruppe. Bei meinen Lesungen kommen Junge und Alte, die mehr wissen wollen. INTERVIEW: KLAUS WOLSCHNER

20 Uhr, Walter Mossmann im Bürgerhaus Weser-Terrassen