Die Zeichen stehen auf Streik

PROTEST Vor der dritten Runde der Tarifverhandlungen demonstrierten ErzieherInnen für mehr Lohn. Ver.di fürchtet Mangel an Fachkräften

Rund 50 ErzieherInnen und SozialarbeiterInnen protestierten gestern vor dem Bremer Rathaus für eine gerechtere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen. Hintergrund ist die dritte Runde der bundesweiten Tarifverhandlungen für die Beschäftigten im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst. Sie fand gestern in Berlin statt.

Im Kern geht es dabei um eine neue Eingruppierung in den Tarifverträgen. Ver.di-Chef Frank Bsirske hatte das bisherige Angebot der Arbeitgeber im Vorfeld der Verhandlungen als „Provokation“ zurückgewiesen. Diese hatten zuletzt eine neue Eingruppierung angeboten, die nach Angaben der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände monatlich bis zu 220 Euro mehr bringen soll. Die Gewerkschaft Ver.di spricht dagegen von einer Kürzung.

Hintergrund für diese unterschiedliche Bewertung ist der Übergang vom Bundesangestelltentarifvertrag (BAT) auf den neuen Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) vor vier Jahren. ErzieherInnen verdienen nach Gewerkschaftsangaben anfangs 1.870 Euro brutto – allerdings nur bei einer Vollzeitstelle. Mehr als die Hälfte arbeitet jedoch in Teilzeit. Wer neu hinzukommt, bekommt laut Ver.di acht Prozent weniger als jene, die noch zu BAT-Zeiten eingestellt wurden.

Die grüne Finanzsenatorin Karoline Linnert sicherte den Demonstrierenden gestern ihre grundsätzliche Unterstützung zu – und erntete dafür Applaus. Der Beruf der ErzieherIn sei noch immer ein typischer Frauenberuf, so Linnert – und da herrsche die Meinung vor: „Mit den Frauen kann man es ja machen.“ Sie könne in den Verhandlungen jedoch nicht als „Vorreiterin“ auftreten, sagte Linnert. Sie werde sich aber gegen die Übernahme eines höheren Tarifabschlusses nicht wehren.

Nach Angaben von Ver.di fehlen in den kommenden Jahren in Niedersachsen und Bremen 5.000 bis 10.000 neue ErzieherInnen, weil die die Betreuung der unter dreijährigen Kinder in Krippen ausgebaut wird. Über 40 Prozent der Beschäftigten seien zudem über 45 Jahre alt und gehen in absehbarer Zeit in Rente, wodurch sich der Bedarf zusätzlich erhöhe.

Sollte es bei den Verhandlungen weiter zu keiner Einigung kommen, droht Streik. mnz