Wirtschaft langt zu

CDU-Fraktion stellt Reform der Berufsschulen vor. Handelskammer gewinnt massiven Einfluss in Lehrstätten

Nach zwei Jahren Streit mit Gewerkschaften, Lehrern und Opposition ist die Entscheidung gefallen: Gestern hat die CDU-Fraktion gemeinsam mit Bildungssenatorin Alexandra Dinges-Dierig (parteilos) und der Handelskammer ihren Antrag zur Reform der Hamburger Berufsschulen vorgestellt. Demnach werden die 48 Lehrstätten in ein neues Landesinstitut für Berufsbildung überführt, dessen Kuratorium je zur Hälfte aus Behörden- und Wirtschaftsvertretern besetzt wird. Auch an die Schulspitzen treten Kammervertreter.

Schon nächsten Mittwoch will die CDU ihren Antrag in die Bürgerschaft einbringen. Er sieht vor, die neue Struktur flächendeckend zum Schuljahr 2006/2007 einzuführen. Dazu gehören zehnköpfige Vorstände in den einzelnen Schulen, die den bisherigen Schulbeirat und die Schulkonferenz ablösen. Die Vorstände sollen je hälftig mit Mitarbeitern der Behörde respektive Schule und Vertretern der Wirtschaft besetzt werden. Die Fachaufsicht übt als Behördendienststelle das neue Landesinstitut aus. Dessen Kuratorium hat das Vorschlagsrecht für den Schulleiter und setzt inhaltliche Schwerpunkte für den Unterricht. Die Gewerkschaften dürfen die Gremien nur beraten, haben aber kein Stimmrecht.

Wie Dinges-Dierig betonte, hat in Pattsituationen der Behördenpräses oder der Schulleiter das letzte Wort. „Die Reform ist ein Meilenstein für die Modernisierung des dualen Systems“, lobte die Handelskammer. Sie erwartet, dass durch ihren neuen Einfluss die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe steigt.

Die Gewerkschaften nannten es „unerträglich“, dass das Kuratorium zur Hälfte aus der Wirtschaft besetzt wird. Durch deren „überdimensionalen“ Einfluss, warnte Hamburgs DGB-Chef Erhard Pumm, drohe die „einseitige Ausrichtung der dualen Ausbildung an den Vorstellungen der Arbeitgeber“. Eva Weikert