WAS MACHT EIGENTLICH ...die Polizei?
: Blau

Sage keiner, über Geschmack lasse sich nicht streiten. Um der Schönheit willen werden Kriege geführt (s. Troja) und Paläste geschleift (s. Berlin-Mitte). Da ist die Frage, in welcher farblichen Gestaltung Polizisten ihre Pflicht ausüben, keine Nebensache.

Und der Kampf ist bereits voll entbrannt: Führende Mode- und Sicherheitsexperten fordern, Berlins Ordnungshut in die blaue Uniform des Designers Luigi Colani zu stecken. Die Kluft, die ab sofort – Erbe von Krawallsenator Ronald Schill – Hamburger Polizisten veredelt, sei „schicker, praktischer, hochwertiger“ (und preiswerter!) als das seit 1976 gültige Khakigrün, findet Eberhard Schönberg, Landeschef der Gewerkschaft der Polizei. Auch FDP-Mann Alexander Ritzmann plädiert für neue Garnituren. Und die B.Z. druckte gleich eine Leserhotline zur Farbberatung auf die Titelseite.

Noch sträubt sich Innensenator Ehrhart König (SPD) gegen den frischen Wind aus Norden. Er sollte es sich gut überlegen: An der Alster trägt man ab Sommer 2005 flächendeckend Blaumann, und die Kollegen aus Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Meck-Pomm geben sich bei der Hamburger Stilberatung die Klinke in die Hand. Wenn das Modediktat erst erdrückende Ausmaße annimmt, wird Berlin als blassgrünes Schlusslicht Hohn und Spott ernten.

Bis dahin dürfte die hanseatische Amtshilfe beim Kreuzberger Ersten Mai Verwirrung stiften: Hoppla, wird dann manch Autonomer denken: Haben die jetzt schon Briefträger bewaffnet? CLP FOTO: AP