Das Artensterben geht weiter

Mit den Ökosystemen verschwinden auch viele Pflanzen- und Tierarten, warnt die Weltnaturschutzunion. Vor allem Amphibien sind bedroht

Weltweit sind mindestens 15. 600 Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Fast ein Viertel der Säugetiere, beinahe ein Drittel der Amphibien und rund 12 Prozent der Vogelarten seien gefährdet, teilte die Weltnaturschutzunion (IUCN) zum Auftakt des 3. Weltnaturschutzkongresses diese Woche in Bangkok mit.

Da für die neue Ausgabe der Roten Liste der bedrohten Tiere und Pflanzen nur ein Bruchteil der bekannten Arten bewertet worden sei, liege die tatsächliche Zahl der bedrohten Spezies zweifellos noch weit höher, sagte der Vorsitzende des IUCN-Komitees für das Überleben von Arten, David Brackett.

Nach Angaben der Umweltstiftung World Wide Fund for Nature (WWF) hat sich die Liste der bedrohten Tiere und Pflanzen innerhalb eines Jahres drastisch um 3.300 auf jetzt 15.589 Arten verlängert. „Der Ansturm auf die Rote Liste macht deutlich, dass nicht nur immer mehr Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind, sondern dass wir nach und nach ganze Ökosysteme verlieren werden“, warnte WWF-Artenschutzexperte Stefan Ziegler. Inzwischen stünden ganze Gruppen von Arten auf der Liste, deren Lebensbedingungen in den Meeren, Wäldern und Feuchtgebieten sich stetig verschlechterten.

Die übermäßige Nutzung als Nahrungsmittel oder zu medizinischen Zwecken gehöre neben dem Verlust des Lebensraums, der Umweltzerstörung, der Verdrängung durch fremde Arten, Krankheiten und Klimawandel zu den größten Gefahren für Tiere und Pflanzen in der Wildnis. Alarmierend sei vor allem die Lage der Schildkröten, bei denen annähernd die Hälfte der Arten laut WWF bedroht ist.

Die Rote Liste 2004 weise allerdings auch Verbesserungen für einzelne Arten auf. So haben sich laut WWF die Lebensbedingungen für den europäischen Fischotter soweit verbessert, dass er nicht mehr als „gefährdet“, sondern nur noch als „annähernd bedroht“ eingestuft werde. Auch ein Viertel der bedrohten Vögel der Welt habe bereits von Schutzmaßnahmen profitiert, berichtete die IUCN. Weitere derartige Maßnahmen seien dringend erforderlich.

Auf der Konferenz beraten rund 6.000 Delegierte noch bis nächste Woche über Naturschutzfragen wie Artenvielfalt, Wasserknappheit, die Situation der Korallenriffe oder das Kioto-Klimaschutzprotokoll. Dabei sollen eine Reihe von Resolutionen beschlossen werden, die jedoch keinen international bindenden Charakter haben. DPA