ZERPLATZTE TRÄUME
: In den Fluten verschwunden

Der Mythos Atlantis geht nicht unter. Seit Jahrzehnten schon taucht die verschwundene Stadt aus der Antike in den Schlagzeilen immer wieder auf. Um dann aber doch wieder ganz schnell in den Fluten zu verschwinden. Mal soll sie im Atlantischen Ozean gesichtet worden sein. Andere Forscher meinen, Spuren der sagenumwobenen Metropole in Südgriechenland gefunden zu haben. Auch Asien war schon im Angebot. Den neuesten Coup landete am vergangenen Wochenende der US-Architekt Robert Sarmast. Er verkündete auf Zypern: „Wir haben definitiv die Akropolis von Atlantis gefunden.“ Etwa 1,5 Kilometer unter der Oberfläche des Mittelmeers zwischen Zypern und Syrien seien Strukturen zu erkennen, die nur von Menschenhand geschaffen sein könnten, berichtete Sarmast. Nach mehrmonatigen Forschungen, habe er „zahlreiche Überreste von Straßen, der Kanalisation und gewaltigen Mauern“ gefunden. Zahlreiche Medien im In- und Ausland griffen seinen Bericht auf. Mit Skepsis zwar, aber der Mythos Atlantis war um ein Kapitel reicher. Doch wieder einmal war es nur ein Wunschtraum: Sarmast wird nicht als US-amerikanischer Schliemann in die Geschichte eingehen. Die Erhebungen gibt es zwar. Aber es handelt sich lediglich um einige etwa 100.000 Jahre alten Schlammvulkane, die entstehen, weil der unter dem Salz liegende Schlamm durch Risse und Brüche in die Salzschicht dringt und dabei den Meeresboden aufwölbt, zerstörte der Hamburger Geophysiker Christian Hübscher den Traum von Sarmast.

WOLFGANG LÖHR