DAS GIBT ZU DENKEN

Rocko Schamoni, 42, Musiker („Tiere in der Großstadt) und Schriftsteller, will sein von Joseph Beuys übernommenes Lebensprinzip revidieren, „niemals amerikanischen Boden zu betreten“. Grund ist Obama. „Ich halte Barack Obama für maßlos unterschätzt und wäre aus diesem Grund bereit, mich für eine Vor-Ort-Analyse auf feindliches Terrain zu begeben“, sagte er der taz. „Allerdings nur auf Sohlen, die nicht in Amerika produziert wären, um eine Art kritische Restdistanz wahren zu können.“ Am Donnerstag läuft „Dorfpunks“ an, Lars Jessens Verfilmung des gleichnamigen Buchs. Darin beschreibt Schamoni seine 80er-Jahre-Jugend in einem Kaff in Schleswig-Holstein, in der Punk der Versuch eines Gegenentwurfs zu (Klein-)Bürgerlichkeit ist. Lebt er heute zwar mit Familie, aber immer noch jenseits der Bürgerlichkeit? Rocko Schamoni: „Ich bezeichne mich nicht als nichtbürgerlich, das wäre kokett, sondern ich empfinde mich von den Trägern des Standes, in den ich geboren wurde, eher abgestoßen, was etwas mit der Verlogenheit dieses Milieus zu tun hat, in dem es immer um private Vorteile, um Positionen, Machterhalt und Absicherung der eigenen Bedingungen geht.“