Chirac und Blair gipfeln

Vorsichtige Annäherung bei bleibenden Differenzen über Irakkrieg. In Falludscha dauern die Gefechte an

LONDON afp/ap ■ Der französische Präsident Jacques Chirac und der britische Premier Tony Blair haben sich bei ihrem Gipfeltreffen in London um außenpolitische Annäherung bemüht. Nach Meinungsverschiedenheiten im Irakkonflikt arbeiteten Frankreich und Großbritannien gemeinsam am Ziel eines „stabilen und demokratischen Irak“, sagte Blair gestern. Beide wollten zudem alles tun, um den Nahost-Friedensprozess wiederzubeleben. Chirac brachte in der gemeinsamen Pressekonferenz sein „Entsetzen“ über den Mord an der Geisel Margaret Hassan zum Ausdruck, hielt aber an seiner Einschätzung fest, der Irakkrieg habe die weltweite Sicherheitslage nicht verbessert.

Indes ist in Falludscha vermutlich der Leichnam der am 19. Oktober verschleppten Care-Chefin Hassan gefunden worden. Australiens Premier John Howard sagte gestern, bei der Toten scheine es sich um 59-Jährige zu handeln. Der Sender al-Dschasira hatte Dienstag von einem Video berichtet, auf dem die Erschießung einer Frau zu sehen sei – vermutlich Hassan.

Angesichts des sich abzeichnenden Endes der Offensive in Falludscha haben US-Geheimdienstoffiziere vor allzu großem Optimismus gewarnt. Die Armee sei von einem endgültigen Sieg über die Aufständischen weit entfernt, hieß es in einem gestern von der New York Times in Auszügen veröffentlichten vertraulichen Bericht ranghoher Offiziere des Geheimdienstes der US-Marineinfanterie. Nach ihrer Einschätzung könnten die Rebellen mit aller Macht nach Falludscha zurückkehren, sobald die Truppen wieder abgezogen sind. In der Rebellenhochburg gab es auch gestern noch vereinzelte Gefechte. Der Sender al-Arabija berichtete von dutzenden Verletzten und einigen Toten. Ein Augenzeuge erklärte, Aufständische hätten einen US-Militärstützpunkt östlich von Falludscha mit Raketen beschossen. Nahe Tikrit protestierten gestern hunderte gegen die Militäroffensive.

meinung und diskussion SEITE 11