„Filmtiere als Substitut“

Kamera Animale: die ersten Bremer Tierfilmtage

taz: Frau Kimmerle, Sie schreiben: „Tierfilme üben eine trendresistente Faszination aus“. Warum gab es in Bremen nicht schon früher ein Festival?

Kerstin Tina Kimmerle, Leiterin der Tierfilmtage: Das wundert mich auch. Seit Film und Fernsehen existieren, gibt es Tierfilme, schon bei den ersten Ufa-Produktionen. Trotzdem werden sie in der Medienwissenschaft stiefmütterlich behandelt.

Gleichzeitig sagen Sie, die Lust auf solche Filme sei „so groß wie noch nie“. Woher kommt die neue Sehnsucht nach Sielmann & Co?

Je stärker Nutz- und andere Tiere aus dem Alltag verschwinden, desto größer wird der Bedarf nach medialem Ersatz. Die Filmtiere werden zum Substitut.

Die Reportage über Nager, die in Mosambik Minen suchen, empfehlen Sie ab 6. Ist „Räumkommando Riesenratte“ wirklich kindergeeignet?

Der Kriegshintergrund ist da nicht dominant. Der Film richtet sein Augenmerk auf den Trainer, der eine Ratte namens „Miss Marple“ auf den Einsatz vorbereitet. Letztlich müssen die Eltern einschätzen, wie filmerfahren ihre Kinder sind.

Was halten Sie von der Tendenz, Tiere wie die „Heldenratte“ zu individuellen Protagonisten zu machen? Oft ist das mit der Zuschreibung von humanoiden Verhaltensmustern verbunden.

Natürlich sind Tiere auch deswegen faszinierend, weil sie Projektionsflächen bieten. Aber wenn man, wie etwa in der „Reise der Pinguine“, den Tieren menschliche Stimmen und Emotionen unterschiebt, geht das zu weit. Solche anthromorphisierenden Filme haben wir bewusst außen vor gelassen. Interview: HB

Eröffnung: 20.30 Uhr in der Schauburg. Programm: www.kamera-animale.de