Hier ist ein Platz für Trauer

Das Hospiz bietet erstmals ein Trauercafé an – für alle, die am 1. Advent nicht alleine traurig sein möchten

bremen taz ■ Trauer kann unberechenbar sein: Plötzlich kommen die Tränen. Oder wie Blei legt sich das Alleine-Sein schwer auf Kopf und Glieder. Viele Trauernde fürchten dann, selbst Angehörige und beste FreundInnen könnten im Umgang mit ihnen an ihre Grenzen stoßen. Oft ziehen sie sich aus Angst zurück – um Freundschaften nicht über Gebühr zu strapazieren. Aber auch, um sich selbst zu schützen. „Rückzug gehört zu Trauer“, weiß Kerstin Müller, Pädagogin und Mitarbeiterin im Hospiz Brücke. Sie hat jetzt ein Angebot ersonnen, das Trauernden helfen kann, die Balance zwischen Kontakt und Alleinsein wieder zu finden. „Für den Austausch mit anderen oder einfach nur fürs Dasein“ soll es künftig ein „Trauercafé“ geben.

Der offene Treff für Hinterbliebene findet nicht zufällig am ersten Advent (28.11.) statt. Gerade am Wochenende werde der Verlust von Partnerin, Geliebtem oder Kind besonders stark empfunden – wenn andere Termine nicht stattfinden, eine erhoffte Einladung doch nicht eingetroffen ist oder einfach die Kraft fehlt, einen neuen Anlauf zu nehmen.

„Unsere Gesellschaft lässt wenig Raum und Zeit für Trauer“, hat Müller beobachtet. Viele Menschen, die einen Partner oder eine Partnerin verloren haben, kämen sich zudem im allgemeinen Paar- und Familiengewusel wie ein drittes Rad am Wagen vor. Auch das könnte mit dem Trauercafé anders werden. Jeden zweiten Monat wird es an einem Sonntag ein Caféangebot im Hopiz geben – ein erfahrener Mitarbeiter des Hauses begleitet die Begegnung. Dabei müsse niemand fürchten, sein Innerstes nach Außen stülpen zu sollen, betont Müller. „Wir wollen für diese schwierige Zeit des Trauerns eine Unterstützung im Kreis gleich Betroffener bieten“, sagt Müller. Die Räumlichkeiten im Wohnzimmer der alten Jugendstilvilla seien dafür ideal.

ede

Aus organisatorischen Gründen bittet das Hospiz um vorherige Anmeldung unter ☎ 0421-380 240.