Hundsgemein, fuchsteufelswild

Britisches Unterhaus beschließt in letzter Instanz das Verbot der Treibjagd auf Füchse. Labour-Basis setzte sich gegen Blair durch. Jagdvereine kündigen Widerstand an

DUBLIN taz ■ Ab Mitte Februar 2005 ist die Fuchsjagd mit Hunden in Großbritannien verboten. Das beschloss das Londoner Unterhaus am Donnerstagabend nach einer Sitzung, die so chaotisch war, dass der Unterhauspräsident die Debatte für eine Dreiviertelstunde unterbrach.

Das Votum setzte einen Schlusspunkt unter eine jahrelange Auseinandersetzung. Premierminister Tony Blair wäre es lieber gewesen, wenn das Gesetz bis nach den nächsten Wahlen, voraussichtlich am 5. Mai 2005, verzögert worden wäre. Er wollte deshalb das Jagdverbot erst im Sommer 2007 in Kraft treten lassen, doch da spielten seine Hinterbänkler nicht mit. Schließlich ließen sie sich erweichen, einer Verzögerung bis Juli 2006 zuzustimmen. Den Kompromiss legte man dem Oberhaus vor, doch die Lords lehnten ab.

Unterhauspräsident Michael Martin war nun vollends verwirrt. „Kann jemand bitte herausfinden“, rief er in den Saal, „was hier eigentlich vor sich geht?“ Nach längeren Beratungen erachtete er es als rechtens, ein Sondergesetz von 1949 anzuwenden, das dem Unterhaus erlaubt, ein mehrmals verabschiedetes Gesetz auch gegen die Ablehnung des Oberhauses in Kraft zu setzen. Eigentlich ist das für Ausnahmesituationen vorgesehen, nicht für Füchse. Ob das in diesem Fall legal war, werden nun also die Gerichte entscheiden müssen.

Vorerst aber ist ab 18. Februar die Treibjagd auf britische Füchse verboten. Einen Vorgeschmack auf die zu erwartenden Proteste gab es bereits am Abend. Als Königin Elisabeth im Schloss Windsor mit Tony Blair und Jacques Chirac tafelte, demonstrierten draußen rund tausend Jagdfreunde lautstark.

Dabei dürfen sie Füchse weiterhin jagen: Man darf sie erschießen, erschlagen oder vergiften. Nur Jagdhunde müssen künftig ihre Pfoten von ihnen lassen. Warum diese Debatte so hitzig geführt wird, ist schwer zu verstehen. Viele Labour-Hinterbänkler halten Fuchsjäger für aristokratische Überbleibsel einer vergangenen Zeit, was sie aber nicht sind: Die Mehrheit stammt nicht mal aus der Oberschicht. Die Jäger sehen in ihrem Hobby ein 700 Jahre altes Kulturgut, wie Cricket. Vor Jahren brachten sie in London 400.000 Demonstranten auf die Beine.

Viele Jäger haben bereits angekündigt, dass sie sich nicht um das Gesetz scheren werden. Für Blair sind das keine rosigen Aussichten, wenn mitten im Wahlkampf 50.000 Jäger wegen Fuchsmordes verhaftet werden.

Manche Jäger wollen allerdings eine List anwenden. Es gibt in Großbritannien 184 Hunderudel, die für Fuchsjagd registriert sind. Einige Besitzer wollen diese Jagdclubs nun in Hundesportvereine umbenennen. Die Tiere brauchen schließlich Auslauf, und wenn ihnen dabei ein Fuchs in die Quere kommt, hat er eben Pech gehabt. RALF SOTSCHECK