„Wir haben alle eingeladen “

taz: Herr Yildirim, mit wie vielen Teilnehmern rechnen Sie bei Ihrer Großdemo in Köln?

Mehmet Yildirim: Wir rechnen mit 20.000 bis 30.000 Menschen. Aus Berlin etwa erwarten wir fünf Busse mit Teilnehmern.

Welche anderen Verbände haben Sie denn eingeladen?

Wir haben alle relevanten Verbände und Vereine eingeladen – deutsche, türkische, christliche, muslimische. Unser Präsident wird eine Rede halten und auch der Oberbürgermeister der Stadt Köln. Außerdem werden Lale Akgün reden, Claudia Roth und Günther Beckstein von der CSU.

Ausgerechnet Günther Beckstein? Der macht sich doch gerade durch besonders restriktive Forderungen bemerkbar!

Wir haben keinerlei Probleme mit Günther Beckstein. Wir arbeiten schon lange mit ihm zusammen und er sympathisiert mit der Türkisch-Islamischen Union. Zu der Demonstration ist jeder willkommen, der gegen Terror und Gewalt aufstehen will.

Wie ist das mit den konkurrierenden muslimischen Verbänden, dem Zentralrat der Muslime und dem Islamrat?

Wir haben sie eingeladen. Aber wir organisieren die Demonstration allein und tragen auch die gesamte Verantwortung allein.

Hat Sie der Wirbel überrascht, den Ihr Demoaufruf ausgelöst hat? Fühlen Sie sich den Erwartungen gewachsen?

Nein, wir sind nicht überrascht. Wir haben schon auf vielen Ebenen Erfahrungen gesammelt. Jetzt ist natürlich der richtige Zeitpunkt, um gegen Terrorismus zu demonstrieren, dem unschuldige Menschen zum Opfer fallen. Ich hoffe deswegen auf eine rege Teilnahe.

Ihr Verband ist ja eng mit der Türkei verbunden. Dient die Demonstration auch dazu, für die laizistisch-säkulare Tradition der Türkei zu werben?

Ich muss sagen, diese Aussage stimmt so nicht. Wir haben enge Kontakte, was die Entsendung von ausgebildeten Theologen aus der Türkei angeht: Da sind wir auf die Hilfe angewiesen.

Aber eine Abstimmung oder Vorgespräche in Bezug auf die Demonstration hat es keine gegeben. Wir sind ein unabhängiger Verband.

Was halten Sie von der Debatte um Moscheepredigten auf Deutsch? Ihr Verband arbeitet ja mit Imamen, die aus der Türkei entsandt werden.

Für Fragen der Integration ist der deutsche Staat zuständig. Der hätte selbst mehr machen können, um das Problem zu beheben, deswegen sollte man mit Schuldzuweisungen vorsichtig sein. Die Imame, die nach Deutschland kommen, sind gut ausgebildet, weltoffen und politisch neutral. Wir würden uns freuen, wenn sie auch der deutschen Sprache mächtig wären. In Ankara wurden Sprachkurse für Imame organisiert, zusammen mit dem Goethe-Institut. INTERVIEW: DANIEL BAX

Hinweis: MEHMET YILDIRIM, Generalsekretär der „Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion“ (Ditib), des größten Interessenverbands der Muslime in Deutschland. Er vertritt mehr als 150.000 Mitglieder in 863 Moscheevereinen und ist mit dem Religionspräsidium in der Türkei verbunden.