„Muslime tragen den Nahostkonflikt hierher“

Muslimische Migranten attackieren Juden – eine Alltagserfahrung, meint Werner Bergmann, Mitautor der Studie

taz: Herr Bergmann, was steht in Ihrer Studie, was wir nicht lesen sollen?

Werner Bergmann: Nichts, was nicht ohnehin aus dem Alltag bekannt ist: dass Juden in Europa aktuell einer besonderen Gefahr ausgesetzt sind, wenn sie als Juden erkennbar werden.

Wie beispielsweise jener junge Mann, der jüngst, als er durch einen muslimisch dominierten Bezirk ging, überfallen wurde– weil er eine Kippa trug.

Ja, davon las man in der Zeitung. Wie auch dass der Verfassungsschutz ein Anwachsen judenfeindlicher Gewalt von „Ausländern“ registriert.

Wer sind Ausländer?

Vermutlich in diesem Zusammenhang Menschen muslimischer Prägung.

Weshalb wollte die Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit (EUMC) nicht, dass Ihre Studie veröffentlicht wird?

Dass es überhaupt so ist, haben wir auch erst aus der Zeitung erfahren. Man sagte, unsere Datenbasis sei zu schmal. Die wurde allerdings vom EUMC vorgegeben, wir haben sie nur erweitert.

Lag die Unzufriedenheit nicht eher daran, dass innerhalb der EU-Institutionen eine politische Korrektheit zugunsten muslimischer Einwanderer dominiert?

Das will ich nicht kommentieren, aber in unserer Studie stand auch sehr viel zu lesen über die besonderen Belastungen, denen muslimische Einwanderer ausgesetzt sind. Wir haben auch viele Beispiele guter Beziehungen zwischen jüdischen und muslimischen Organisationen erwähnt.

Es scheint, als sei das Jüdische immer weniger chic, unter Globalisierungsgegnern gilt gar das Islamische streckenweise als moralisch besser.

Das könnte sein, aber unsere Resultate sind von Land zu Land verschieden ausgefallen. Wir haben festgestellt, dass beispielsweise in den Niederlanden, wo es fast nie Meldungen über antisemitische Vorfälle gab, plötzlich welche notiert werden. Und bei uns sind Juden gewiss stärkeren Gefahren ausgesetzt als Muslime – durch Rechtsextremisten, aber ebenso durch muslimisch inspirierte Menschen.

Seltsam, dass jüdische Einwanderer in Deutschland wegen der Politik eines Landes behelligt werden, in dem sie nicht leben – Israel nämlich.

Jugendliche Muslime, die ja häufig vor allem arabischsprachige Medien nutzen, übertragen den Nahostkonflikt auf Europa.

Ist die Identifikation mit arabischen Dingen ein Beleg ihrer fehlenden Integrationsbereitschaft?

Nicht in Gänze, natürlich nicht. Aber die Schwierigkeiten sind bei muslimischen Migranten ganz andere als bei Juden. Die sind meist Teil der bürgerlichen Gesellschaft und haben kaum Alltagsprobleme, beim Anmieten einer Wohnung zum Beispiel.

Neiden viele Muslime Juden die erfolgreiche Ankunft in der Bürgerlichkeit?

Das könnte eine Rolle spielen.

Was wird nun aus der Studie?

Das wissen wir nicht. Im Frühjahr kommt ja eine neue heraus, in die unsere Ergebnisse mit einfließen sollen. Mehr kann man momentan nicht sagen.

INTERVIEW: JAN FEDDERSEN