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Kulturhauptstadt-Woche. Am Dienstag stellt sich das Ruhrgebiet in Berlin vor. Mit einem adretten Konzert nebst Empfang, um denen in der Hauptstadt mal zu zeigen, was hierzulande so passiert. Zwei Tage später, am Donnerstag, ist die zweite Ausfertigung des Konzerts in der Essener Philharmonie zu hören. So weit, so gut. Jetzt kann man nur hoffen, dass sich der ausrichtende Regionalverband Ruhr (RVR) in der Hauptstadt nicht so blamiert wie in der VIP-Lounge des VfL Bochum. Dort wurde am vergangenen Freitag der vom RVR ausgelobte Literaturpreis Ruhrgebiet verliehen. Hauptpreisträger Andreas Kollender dankte nach etlichen narkotisierenden Reden dem Publikum, das alles ohne einen einzigen Drink zu schaffen. „Hätte ich gewusst, dass es hier nichts zu trinken gibt, dann hätte ich von der Tankstelle noch zwei Paletten Bier mitgebracht“, schmunzelte Kollender. Zustimmender Applaus. Denn erst zum Schluss gab‘s Getränke und eingetopftes Gemüse. Das schmeckte dann auch wenigstens nicht. Außerdem war nicht geheizt. Alles in allem also: Unterirdisch! Kulturhauptstadt 2010?

Ist das Leben lebenswert? Danach fragt die neueste Produktion des Bochumer prinz regent theaters. Sie heißt „norway.today“ und hat am Mittwoch unter der Regie von Marc Hofmann Premiere. Das Stück von Igor Bauersima befasst sich mit der heiklen Thematik des Doppel-Suizids. August und Julie haben sich verabredet, gemeinsam Schluss zu machen, zu springen. Jetzt hocken sie auf einer Klippe, ein Schritt vor dem Nichts, und reden. Und warten. Auf den Tod? Oder worauf?

Bereits am Dienstag beheimatet das Bochumer Schauspielhaus ein Gastspiel, das schon in Zürich, Hamburg, Teheran, Berlin und Wien bejubelt wurde: „I Furioso – Die Wütenden“ nach dem Roman von Nanni Balestrini. Es geht um Fußball, Fans und um Gewalt. Genauer: um jene dumpfbackigen Krawallmacher namens Hooligans, die aus Fußballstadien gerne Schlachtplätze machen. Regisseur Sebastian Nübling choreografiert Gruppengefühle, Kung-Fu-Ballette und Männlichkeitsrituale. Mit anschließender Podiumsdiskussion.

Sie hat Camus inspiriert. Und Sartre. Sie wurde „die Muse der Existenzialisten“ genannt. Und heute gilt Juliette Gréco als die Grande Dame des französischen Chansons – nach Edith Piaf. Am Dienstag gastiert Gréco in der Essener Philharmonie, intoniert dort Lieder von Serge Gainsbourg, Léo Ferré und Jacques Brel.

Das Zentrum für Internationale Lichtkunst in Unna und Sönke Dinkla haben ein strahlendes Buch auf den Markt gebracht. Mit einem ebenso verstrahlten Titel: „Am Rande des Lichts – Inmitten des Lichts“ heißt jener NRW-Atlas, der erstmals einen repräsentativen Querschnitt durch die Lichtkunst in NRW bietet. Es werden unter anderem Arbeiten von Jürgen LIT Fischer, Jan van Munster und dem sonderbaren HA Schult dokumentiert. Blendend.

Abschließend ein Rundumschlag musikalischer Art: Die norwegischen Rocker Gluecifer geben in der ehemals legendären Bochumer Zeche ihr einziges NRW-Konzert. Die düstere, latent dreckige Diskothek ist genau der richtige Ort für dieses Konzert, denn auch im zehnten Jahr ihrer Bandgeschichte sind die fünf Jungs aus Oslo keineswegs leiser geworden. Ganz im Gegenteil: Mit „Automatic Thrill“, ihrem aktuellen Album, haben sie mal wieder bewiesen, wer die „Kings of Rock“ sind.