Keim schöner Land

Arte zeigt in der vierteiligen Serie „Auf Leben und Tod“ die wichtigsten medizinischen Entdeckungen (19.00 Uhr)

Das Leben ist eine Anreihung von Gefahren – von Geburt an bis ins hohe Alter drohen ohne Unterlass Krankheiten und Gebrechen. So sehen es jedenfalls die Autoren der populärwissenschaftlichen Miniserie „Auf Leben und Tod – Sternstunden der Medizin“ Uwe Kersken und Christian Feyerabend. Anhand der Risikokette Leben erzählen sie nach, wie im Lauf der Geschichte erst die Krankheiten, dann deren Heilmethoden entdeckt wurden. Heraus gekommen ist ein bunter heilkundlicher Bilderbogen, der trotz seiner Ausschnitthaftigkeit – Rückschläge und Irrwege der Medizingeschichte werden ausgeblendet – viel Wissenswertes erzählt.

Warum sterben den Ärzten der Wiener Geburtsklinik die Frauen reihenweise weg? Nach langwierigen Forschungen entdeckt Ignaz Semmelweis, Professor für Geburtshilfe, schließlich die Ursache: mangelnde Hygiene. Viele Ärzte begeben sich direkt vom Seziertisch in die Geburtsstationen und übertragen so tödliche Keime auf die Gebärenden. Semmelweis lässt Waschtische aufstellen und ordnet gründliches Händewaschen – für die Ärzte eine Zumutung, für die Mütter die Rettung. Wie es damals in der Wiener Geburtsklinik und an anderen Orten, an denen ähnlich bahnbrechende Entdeckungen gemacht wurden, zugegangen sein könnte, stellt die Serie in vielen kleinen Spielszenen nach. Zum Teil wurde an Originalschauplätzen gedreht, dennoch sehen die meisten historischen Sequenzen durch Flackerlicht und billiges Make-up wie Installationen aus dem Völkerkundemuseum aus – gerade im Kontrast mit den hypermodernen Bildern von einer Familienfeier, anhand deren Besucher der Film verschiedene Lebensalter und -bedrohungen durchspielt. Unterbrochen wird die Doku-Fiktion durch Interviews mit Medizinhistorikern, die das tatsächliche Geschehen geschichtlich verorten und bewerten.

Filmisch uneinheitlich, doch inhaltlich konzise und differenziert präsentieren sich insgesamt die verschiedenen Themenschwerpunkte von den Infektionsgefahren im Wochenbett bis zur Alzheimer Krankheit. Nur die biederen Kommentare zu den Familienfeierszenen („Jetzt sind wir zu dritt“) stören deutlich. HANNAH PILARCZYK