Ohne weißen Kittel

Dem Institut für Pharmazie droht die Schließung. Mitarbeiter und Studierende appellieren an Uni-Präsidenten und den Senat. Zusammenlegung mit Kiel im Gespräch

„Wir sind im Visier“, beklagte Hans-Jürgen Duchstein. Weil das Institut für Pharmazie an der Universität von Schließung bedroht ist, wurde der Professor gestern mit drei Dutzend Kollegen und Studierenden bei Präsident Jürgen Lüthje vorstellig. Während die Delegation einen Protestbrief übergab, demonstrierten vorm Präsidialamt etwa 300 Studierende und Institutsmitarbeiter in weißen Kitteln gegen die Abwicklung. Duchstein warnte: „Werden wir dichtgemacht, gibt es keine Apotheker-Ausbildung mehr in Hamburg.“

Die zehn Dozenten und 380 Studierenden des Instituts an der Bundesstraße „fühlen sich wie vor den Kopf gestoßen“, empörte sich der Professor. Ihm zufolge habe der Fachbereich 13 vor zwei Wochen „zufällig“ von der drohenden Schließung erfahren: Kanzler Manfred Nettekoven habe die Bewerberliste für eine Professur mit dem Hinweis abgeschmettert, das Institut würde sowieso dichtgemacht. Tatsächlich wurde die Berufung gesperrt, „bis über die Zukunft des Instituts entschieden ist“, so Lüthjes Sprecher Peter Wiegand.

Hintergrund sind die Empfehlungen aus dem „Dohnanyi-Gutachten“. Demnach soll Hamburg bei der akademischen Ausbildung enger mit Schleswig-Holstein kooperieren und Studiengänge bündeln. „Derzeit sprechen wir mit Kiel auch über eine Zusammenarbeit in der Pharmazie“, sagte Behörden-Sprecherin Sabine Neumann. „Es gibt aber noch keine Ergebnisse.“ Den Betroffenen ist indes anderes zu Ohren gekommen. „Zu uns ist durchgedrungen, dass Hamburg geschlossen und Kiel dafür erweitert wird“, berichtete Christoph Berendt vom Fachschaftsrat. Präsident Lüthje räumte lediglich ein, die Schließung der Hamburger Pharmazie sei „in der Diskussion“ und kündigte eine Entscheidung bis März an.

„Bis dahin werden wir kämpfen“, warnte Professor Duchstein. Für den Erhalt spreche die kurze Studiendauer und hohe Zahl an Absolventen, die nahezu alle einen Job fänden. Den Protestbrief an Lüthje unterstütze die ansässige Pharmaindustrie.

Als Gegenargument könnten jedoch die Kosten der Ausbildung zum Pharmazeuten herhalten. „Mit drei Millionen Euro jährlich ist die vergleichsweise teuer“, betonte Lüthjes Sprecher Wiegand. Ein Studienplatz in einer Geisteswissenschaft koste ein Sechstel davon. Der Senat will jedoch die Naturwissenschaften stärken und die Geisteswissenschaften abbauen. Während Lüthje gestern bekräftigte, die Sprachenvielfalt der Uni dürfe nicht preisgegeben werden, erklärte Behördensprecherin Neumann: „Es widerspräche den Leitlinien, eine Naturwissenschaft zu schließen, um Sprachen zu fördern.“ EVA WEIKERT