Kärrnerarbeit für Deutschland

Der bremenweite Zusammenschluss Equal hilft Einwanderern, in Lohn und Brot zu kommen. Mit 15 Millionen Euro aus Brüssel und Bremen werden Azubis in den öffentlichen Dienst motiviert, eingewanderte Arbeitgeber gesucht und Deutschkurse bezahlt

Bremen taz ■ Es gibt so sinnvolle Projekte – mit so schwierigen Namen. BQNplus zum Beispiel. Dahinter verbirgt sich Vorbildliches: Junge Eingewanderte der ersten und zweiten Generation, egal mit welchem Pass, werden über BQNplus in qualifizierte Ausbildungsplätze gebracht. Für diese Kooperation zwischen Arbeiterwohlfahrt und dem Aus- und Fortbildungszentrum AFZ zahlt Brüssel einen saftigen Zuschuss – und macht Bremen so zur Vorzeigestadt. Denn von den 200 jungen Menschen, die diesen Herbst ihre Ausbildung im Öffentlichen Dienst beim AFZ antraten, haben 38 ihre Wurzeln noch nicht lange in Deutschland.

„19 Prozent Migrantenanteil bei der Ausbildung für den öffentlichen Dienst ist in Deutschland Spitze“, sagt Klaus Schmeldtenkopf vom AFZ. Das Projekt stellt sich als eins von 40 Mitgliedern im bremischen Integrations-Netzwerk Equal am Donnerstag* der Fachöffentlichkeit vor.

15 Millionen Euro geben die EU und der Bremer Arbeitssenator dafür aus, dass Einwanderer einen leichteren Zugang zum Arbeitsmarkt bekommen. Von der Qualifizierung in der Altenpflege bis zur Ausbildung in Gastronomie-Betrieben reicht die Palette. Bis Sommer 2005 werden die verschiedenen Maßnahmen als „Entwicklungspartnerschaften“ gefördert. Meist geht es darum, Arbeitgeber und Arbeitsuchende direkt zusammenzubringen. „Wenn wir Erfolg haben, machen wir uns bis dahin überflüssig“, bringt Monika Bartels die Zielvorgabe auf den Punkt.

Die Bremer Kulturwissenschaftlerin organisiert das Ausbildungsprojekt, mit dem Arbeiterwohlfahrt und AFZ Migranten in den öffentlichen Dienst bringen. Auch mit einfachen Mitteln – mit Zusätzen unter bremischen Stellenausschreibungen wie: „Wir würden es begrüßen, wenn möglichst viele Zuwanderinnen und Zuwanderer Interesse an einer Ausbildung im bremischen öffentlichen Dienst zeigen.“ Dazu kommt gezielte Förderung – beim Bewerbungschreiben beispielsweise. Bartels hat beobachtet, dass viele ihrer jungen Klienten Ermutigung brauchen. „Viele denken, sie hätten sowieso keine Chance.“

AFZ-Mann Schmeldtenkopf räumt ein, dass bis Ende der 90er Jahre viel danach aussah. Verschwindend wenig Zugewanderte bewarben sich, „dachten, man bräuchte einen deutschen Pass, und nur Beamtenkinder würden eingestellt“, sagt er. Damit sei Schluss. Im nächsten Sommer will er erstmals gezielte Aufbaukurse anbieten: „Mathematik und Deutsch“ – damit die Benachteiligung auch in kaufmännischen Berufen vorbei ist.

Bartels und ein Kollege der Arbeiterwohlfahrt docken unterdessen bei kleinen und mittelständischen Firmen an, die von Einwanderern gegründet wurden. Rund 200 gibt es in Bremen. Dort wollen sie Ausbildungsplätze schaffen. „Kärrnerarbeit“ in oft schwierigen Branchennennt Bartels das. Und „intensive Überzeugungsarbeit“ – die vielleicht doch länger als zwei Jahre brauche. ede

*Donnerstag, World Trade Center, 10.00 bis 17.00 Uhr. Info www.equal-hb.de oder 0421/361- 17057